Rezension

Das hätte ich nicht erwartet

Ausweglos
von Henri Faber

Bewertet mit 5 Sternen

Wenn ein Buch die Bezeichnung Thriller verdient, dann ist es dieses hier. Am Anfang eine Intro-Szene, in der jemand vor irgendetwas davonläuft. Es lässt sich noch nicht sagen, wer es ist und um was genau es geht. So würde man auch einen Film anfangen.

Dann geht die Haupthandlung los – immer im Wechsel jeweils aus der Sicht eines von drei Protagonisten. Der erste ist Noah, der aus der Bewusstlosigkeit erwacht und von Sanitätern verarztet wird. Dann gibt es Elias, einen Kriminalkommissar, der strafversetzt wurde und gerade zu Hause gelangweilt zum zigsten Mal einen Film schaut, den er nicht einmal mag, als er per Telefon über einen Mord informiert wird. Die dritte Hauptfigur ist Linda, traurig, weil sie immer noch nicht schwanger geworden ist.

Die Szenen machen neugierig und sind sehr eingängig und zum Teil wortgewaltig verfasst. Beispiel: „Es (das Licht) durchflutet meine Netzhaut, als wollte es an meinen Pupillen vorbei, direkt in meinen Schädel.“ (Noah, als er aus der Bewusstlosigkeit aufwacht.)

Wie hängen die einzelnen Szenen zusammen? Das klärt sich schnell. Linda ist Noahs Ehefrau. Noah wird jedoch schwer verletzt in der Wohnung der Nachbarn gefunden. Die Nachbarin Emma liegt dort blutüberströmt in ihrem Bett, auf ganz brutale Art und Weise ermordet. Das ist der Tatort, an den Elias gerufen wird. Zwischendurch ist ab und zu eine andere Art Absatz eingeschoben, ohne einen darüber stehenden Namen. Das muss wohl der Mörder sein.

Der Schreibstil des Autors gefällt mir sehr gut. Neben viel Action lässt er in die Gedanken der einzelnen Personen blicken, ohne sich zu sehr darin zu „wälzen“. Auch die anderen handelnden Personen, vor allem Polizeikollegen von Elias, sind hervorragend charakterisiert.

Der Roman ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Zwischendurch meint man dabei immer wieder die Lösung zu erahnen, aber diese vermeintliche Lösung ändert sich während des Lesens mehrfach und am Ende bleibt nur noch ein „Wow!“

Das ist wirklich ein „Kopfkino-Buch“. Mir wird beim Lesen besonders blutiger Szenen manchmal schlecht, aber hier hatte ich keine Zeit dazu, denn es war einfach zu spannend. Ich konnte mich von Anfang an schon immer schwer von diesem Buch trennen, aber über die letzten 200 Seiten konnte ich es bis zum Ende gar nicht mehr aus der Hand legen. Mit dem Ende war ich auch überaus zufrieden. Ohne zu spoilern kann ich nur sagen: Das hätte ich nicht erwartet.

Dieses Buch, welches auch noch über ein sehr schön gestaltetes Cover mit einem geprägten Fingerabdruck verfügt, ist etwas für Leser, die intelligenten Nervenkitzel mit schlüssigem Ende lieben.