Rezension

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Das Hörbuch zum Film

Der Fall Collini - Ferdinand von Schirach

Der Fall Collini
von Ferdinand von Schirach

Bewertet mit 4 Sternen

Vergangenheitsbewältigung

Der Fall Collini hat in Ferdinand von Schirachs 2011 erschienenem Roman eine Steilvorlage wie sie besser nicht sein könnte. Ob aus der Torchance ein Punkt oder am Tor vorbeigeschossen wurde, muss jeder selbst entscheiden.

M.E. muss man sich immer an ein Filmhörbuch gewöhnen, denn anders als ein Literaturhörbuch, wird der Film fast 1:1 wiedergegeben. Die Schauspieler übernehmen die einzelnen Stimmen und ein dominanter Erzähler, brillant gesprochen von Stephan Schad, Passagen, die man beim Hörbuch im Gegensatz zum Film nicht sieht, dazu kommen noch div. Hintergrundgeräusche. Dabei bewegt sich das Filmhörbuch auf einem schmalen Grat, nicht wie die Blindenfassung des Filmes zu klingen. Die Geschichte, vielseitig und erschütternd, zieht den Hörer schnell in den Bann.

Ein Industrieller wird scheinbar grundlos von einem pensionierten italienischen Gastarbeiter ermordert. Dem jungen, unerfahrenen Anwalt Caspar Leinen wird der Mordfall zur Pflichverteidigung anvertraut. Als dieser bereits das Mandat angenommen hat, erkennt Leinen, dass es ich beim Ermorderten um seinen Ziehvater, Förderer und sein großes Vorbild Jean-Baptiste Meyer handelt. Einem Mann, der ihn seit der Schulzeit bedingungslos unterstützte und somit auch seinen Weg zum Jurastudium ebnete. Von Schirachs Motiv, selbst Strafverteidiger, ist klar. Er wollte dabei das Dilemma , in dem ein Verteidiger bei einem Mordprozess steckt, darstellen. Zudem ergeben Leinens Recherchen, dass das Mordopfer während des Zweiten Weltkriegs an einem Massenmord in Italien maßgeblich beteiligt war, bei dem auch Collinis Vater erschossen wurde. Durch diese Perspektive kommt deutsche Rechtsgeschichte ins Spiel. So verjähren nämllich Kriegsverbrechen nach 15 Jahren, was viele NS-Täter vor der Bestrafung durch die deutsche Rechtsspfrechung bewahrte. Ist dafür ein Verteidiger mit Migrationshintergrund nicht eine Spur zu dick aufgetragen und hätte ein deutscher Anwalt die Verhandlung etwa anders geführt?
Im Großen und Ganzen fühlte ich mich 120 MInuten lang  gut unterhalten und erfuhr über einen Teil deutscher Geschichte, die mir so nicht bekannt war, obwohl div. Passagen konstruiert und übertrieben scheinen.

Nun frage ich mich, ob ich den Film vor dem Buch anschauen soll oder zuerst das Buch lesen.