Rezension

Das ist also das Ende...

Der Kleine Vampir und die letzte Verwandlung - Angela Sommer-Bodenburg

Der Kleine Vampir und die letzte Verwandlung
von Angela Sommer-Bodenburg

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin mittlerweile 21 Jahre alt, und wie so viele in meiner Generation mit dem kleinen Vampir aufgewachsen.

Mit diesem Buch hat sich wohl auch dieser in die Riege der Vampirgeschichten eingereiht, die einem gewissen Mainstream - derzeit insbesondere durch die meiner Meinung nach gelungenen Geschichten um "Twilight" und die "Vampire Diaries" - folgen: Vampir wird man, indem der Vampir das Blut des Menschen trinkt, und dann muss der Mensch das Blut des Vampirs trinken (auf eine Beschreibung der restlichen Voraussetzungen in "die letzte Verwandlung" verzichte ich hier...), Vampirgeschichten haben nicht unschuldig und kindlich zu sein, sondern blutrünstig, und, ja, in einer Liebe zwischen Mensch und Vampir (dazu sogleich) kommt irgendwann der entscheidende, tragische Punkt, an dem sich beide Gedanken darüber machen müssen, welche Folgen es hat, ein "Leben" in Ewigkeit der menschlichen Sterblichkeit vorzuziehen. Es ist dies somit nicht nur die letzte Verwandlung von Herrn Schwanenhals in einen Vampir, sondern auch die letzte Verwandlung des kleinen Vampirs, von einer Kindergeschichte in eine Vampirgeschichte für Erwachsene.

Nun stört mich dies an sich nicht sonderlich, immerhin behaupte ich (trotz eines "Kinderbuches", das ich hier bespreche) felsenfest, nunmehr auch ein Erwachsener zu sein. Als solcher war ich sehr traurig über das Ende der Geschichte, vor allem wegen Anna. Sie tut mir sehr leid, weil ihre Liebe zu Anton, die sie seit dem ersten Band immer wieder hoffen lies, auch jetzt noch nicht erwidert wird. Im alles entscheidenden Moment, als Anna bereit ist, für Anton die große Ehre aufzugeben, die ihr angeboten wurde, entscheidet sich dieser für ein Leben ohne sie. Und das nicht, wie er ihr gegenüber behauptet, weil er sich für sie das wünscht, was sie auch will - nein, Anton wünscht sich Kinder, und Anna kann ihm diese nicht schenken. Das kann man sehen, wie man möchte, doch ich meine: wenn man wirklich liebt - und Anton behauptet, Anna sei seine erste Liebe - dann tut man alles, um mit dem "Vampir" zusammen zu sein, den man liebt. Selbst, wenn dies eine Verwandlung bedeuten würde, oder dass man seinem Vampir dahin folgt, wo es diesen hin verschlägt. Anna war genau dazu bereit - sie ist mit ihren knapp 150 Jahren sicher reifer als Anton. Als Anna mit Tränen von Anton wegflog, unternahm dieser nicht einmal den Versuch, sie zu halten. Vielleicht ändern sich seine Gefühle doch noch irgendwann, doch dass wir davon lesen werden, bezweifle ich.

Daneben haben wir einen wirklich starken Rüdiger, der seiner großen "Liebe" Olga die Stirn bietet, um seinen Freund Anton zu retten - das ist der Rüdiger, wie er sich über zwanzig Bände hinweg entwickelt hat, und wie er mir seit meiner Kindergartenzeit gefallen hat. Ein loyaler, starker Freund, trotz aller Unterschiede, Kontraste, Hindernisse und Schwierigkeiten. Auch das letzte Gespräch zwischen Anton und Rüdiger in diesem Buch zeichnet uns noch einmal ein Bild von deren Freundschaft in der Form, wie ich es aus den ersten Kapiteln des ersten Buches in Erinnerung habe.

Die Serie vom kleinen Vampir hat sich über die Jahre entwickelt, und sich sowohl sprachlich als auch inhaltlich angepasst. Vielleicht denken neue Generationen von Vampirfans anders darüber, doch ich meine, manchmal ist es besser, die Dinge so zu lassen, wie sie sind. Manche Geschichten sollten einfach ohne Ende bleiben, auch wenn jedem bewusst ist, dass es einmal ein Ende geben muss. Wer den Asterix-Band "Gallien in Gefahr" kennt, weiß was ich meine.

Ich jedenfalls werde den kleinen Vampir, seine Schwester Anna und deren Freund Anton so in Erinnerung behalten, wie sie vor dieser letzten Verwandlung waren.