Rezension

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Das Känguru und der Kleinkünstler

Die Känguru Chroniken - Marc-Uwe Kling

Die Känguru Chroniken
von Marc-Uwe Kling

Was in Marc-Uwes Leben bisher geschah:
NICHTS (oder zumindest nicht viel).

Er ist Kleinkünstler und plötzlich steht ein Känguru vor seiner Tür, das sich als neuer Nachbar vorstellt und bevor er sich versieht, zieht das Känguru bei ihm ein. Eine WG ist gegründet. Fortan ist für Marc-Uwe nichts mehr, wie es einmal war.
Geboren und aufgewachsen im Westen Deutschlands, lebt Marc-Uwe bis zum Einzug des Kängurus allein in seiner Wohnung in Berlin-Kreuzberg. Andere Freunde werden nicht erwähnt, und erst gemeinsam mit dem Känguru lernt er andere Menschen in Berlin kennen.
Das Känguru hat nach eigener Aussage im Vietnamkrieg auf Seiten des Vietcong gekämpft und kam nach dem Ende des Krieges mit seiner Mutter als Gastarbeiter in die DDR; es ist hauptberuflich Kommunist und sein Ziel ist es, „die Weltherrschaft an sich zu reißen“. Das Känguru liebt Schnapspralinen, Eierkuchen mit Hackfleisch, Schnitzelbrötchen, Nirvana und Filme mit Terence Hill und Bud Spencer, ist auch belesen, argumentiert radikal und konsequent, benimmt sich andererseits oft kindisch, trotzig und bockig, ist gelegentlich boshaft und hinterhältig. In brenzligen Situationen steht es seinem Mitbewohner allerdings selbstlos bei. Den Pinguin, der in eine gegenüber von Marc-Uwe und dem Känguru gelegene Wohnung einzieht, erklärt es zum Antagonisten. Der Konflikt wird auch in den folgenden Bänden der Chroniken thematisiert.
Es, ein arbeitsunwilliges, kommunistisches Känguru, das nach eigenen Angaben im Vietnamkrieg gekämpft hat und er, der Kleinkünstler, Dichter, Sänger.
Die Gespräche und Erlebnisse dieses ungleichen Paares sind abgeschlossene, kurze Erzählungen, die aneinander anknüpfenden und aufeinander aufbauenden; sie bilden die Chroniken. Dadurch gelingt es dem Autor in gewisser Weise eine fortlaufende Geschichte zu erzählen.
Das Buch kann man einfach nur als schreiend komisch bezeichnen, wobei hier ausnahmsweise dem Hörbuch den Vorzug geben würde.

Das Buch greift so ziemlich jedes mehr oder weniger aktuelle Thema auf. Integrationswillige Türken ebenso wie „typische“ Berliner.
Die Dialoge sind in alltäglicher Umgangssprache mit Dialektausdrücken, Fremdwörtern und Redensarten sowie Fußnoten des Verfassers oder des Kängurus gehalten; sie sind wortgewaltig und amüsant, feinsinnig überspitzt und sehr direkt.

Klare Buchempfehlung.