Rezension

Das könnte eine grandiose Reihe werden!

Der Dämonenkönig - Cinda Williams Chima

Der Dämonenkönig
von Cinda Williams Chima

Es war eine ziemlich spontane Entscheidung The Demon King zu lesen. Eines Abends vergangene Woche hatte ich total Lust auf YA High Fantasy. Viele Bücher habe ich davon nicht im Regal (oder zumindest bilde ich mir das ein), aber auf meinem Kindle wurde ich dann fündig. Es gab die eBook Version des Buches einmal sehr günstig und ich war in diesem Moment sehr froh, dass ich sie mir gekauft hatte. Also fing ich einfach mal mit dem Lesen an... tja, und es gefiel mir so gut, dass ich gleich die gesamte Buchbox bestellt habe, weswegen ich euch jetzt ein Paperback zeigen kann anstelle eines eBook-Covers.

Wie im Klappentext schon erwähnt gibt es in The Demon King einen männlichen und einen weiblichen Protagonist. Die Leben von Han, einem ehemaligen Dieb, der sich um Mutter uns Schwester kümmern muss und Raisa, der zukünftigen Thronfolgerin, könnten unterschiedlicher nicht sein. Er muss sich und seine Familie mit hart erarbeitetem Geld über Wasser halten, sie hat alles was sie will und muss nichts dafür tun. Das Geschehen wird abwechselnd aus ihrer Sicht erzählt, so dass es sich fast wie zwei Geschichten in einer anfühlt. Man lernt etwas über das Leben im Schloss, sowie etwas über das weitaus schlichtere Leben der Clans weiter draußen im Land. Zwischen diesen beiden Geschichten gibt es immer wieder Berührungspunkte in Form von Personen oder Orten. Bis Raisa und Han sich allerdings von Angesicht zu Angesicht begegenen dauert es sehr lange. Ich glaube, bei meinem eBook war ich da schon bei 45%. Es dauert dann auch gar nicht so lange, bis sich die Wege der beiden wieder trennen. Ich fand das sehr ungewöhnlich, aber auch sehr gut gemacht. Das Ende von The Demon King lässt außerdem vermuten, dass die Wege der beiden sich bald wieder und dann auch länger kreuzen werden. Zumindest hoffe ich das, denn die beiden zusammen waren schon eine interessante Mischung.

Raisa war ganz anders, als ich es erwartet hätte. Normalerweise sind Prinzessinnen in solchen Büchern ja am Anfang total verwöhnt und lernen erst mit der Zeit bescheidener zu sein und nicht immer alle Leute herumzukommandieren. Raisa ist da anders. Sie lebt nicht in ihrer eigenen Traumwelt, sondern ist sich ihrer Umgebung durchaus bewusst und scheut sich auch nicht davor mal etwas zu hinterfragen. Sie ist sehr intelligent, aber mit gerade einmal 15 Jahren trifft sie verständlicherweise auch nicht immer rein rationale Entscheidungen. Sie setzt sich allerdings für ihre zukünftigen Untertanen ein und ist bereit Dinge zu ändern, die bisher nicht so liefen wie sie sollten. Ich fand ihre Verhaltensweise bewundernswert und bin gespannt darauf, was sie sich noch so alles einfallen lässt.

Der ehemalige Dieb und Straßenbandenführer Han ist mir trotz seines Rufes sehr sympathisch gewesen. Er musste sich und seine Familie irgendwie über Wasser halten und hat dazu nicht immer die richtigen Wege gewählt. Han ist aber dazu bereit sich seine Fehler einzugestehen und diese Wege zu ändern. Im Grunde hat er das Herz am rechten Fleck, doch er gerät immer wieder durch Pech in unglückliche Situtationen, aus denen er nicht immer den besten Ausweg findet. Ich hatte die meiste Zeit Mitleid mit ihm, weil er so ein netter Kerl ist, dem das Leben immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Ich fand schon, dass man auch bei ihm eine Entwicklung gesehen hat, aber auch hier scheint Band 2 der Reihe da noch mehr zu versprechen. 

Was ich ein bisschen störend fand war das Alter der beiden. Niemals hätte ich Raisa auf 15 geschätzt. Sie verhält sich viel erwachsener, auch was zwischenmenschliche Beziehungen angeht. Han ist (wenn ich es richtig in Erinnerung habe) 17 und auch ihn hätte ich noch etwas älter geschätzt. The Demon King ist nicht das erste Buch, in dem es mir so geht. In meinem Kopf mache ich mir die Charaktere dann einfach etwas älter und dann passt es. Vielleicht liegt es hier aber auch daran, dass die beiden schneller erwachsen werden mussten. Wobei das bei Han eher ein Argument wäre als bei Raisa.

Was den Weltenentwurf angeht, so hat die Autorin hier ganze Arbeit geleistet. So gut sogar, dass ich manchmal von den vielen Dingen einfach überfordert war. Es gibt das Königshaus, die Magier und die Clans - alle mit ihren eigenen Regeln und Eigenschaften, durch die man erst mal durchsteigen muss. Han beispielsweise heißt nicht immer Han, sondern manchmal auch Hunts Alone oder Cuffs. Je nachdem, wo gerade über ihn geredet wird.  Das Verhätnis dieser drei Parteien zueinander ist das Ergebnis vieler vergangener Ereignisse, die fast im Untergang der Welt durch den Demon King gegipfelt sind. Verhindert wurde dass durch die sagnumwobene Königin Hananea, die von allen ihm Land verehrt wird und wohl auch der Grund dafür ist, dass Frauen einen sehr hohen Stand haben, sowohl im Königshaus als auch bei den Clans. Die Magier sind ein bisschen außen vor, aber wenn man die Geschichte versteht, dann erklärt sich auch das. Bei mir hat es aber ein Weilchen gedauert, bis ich das alles verstanden habe. 

Ach ja und wo wir gerade bei Verständnis sind: Die gute Frau Autorin hätte sich mal etwas unterscheidbarere Namen ausdenken sollen. Der eher unsympathische Magier an der Seite der Königin heißt Bayar und der nette Oberste der Garde heißt Bynre. Zweimal B mit einem Y dabei. Für mich, die ganz schlecht ist im Namen merken, ist so etwas ganz schlimm :D ! Aber das nur mal so nebenbei.

Interessant ist vielleicht noch zu wissen, dass The Demon King nicht vor epischen Schlachten und Kämpfen trieft. Es gibt nicht den einen Gegenspieler, auf den sich aller Hass konzentriert und den es zu bekämpfen gilt. Stattdessen gibt es immer wieder kleinere Situationen in denen sich unsere Protagonisten behaupten müssen. Dadurch kommt zwar nie eine solche Spannung auf wie in einem einzigen Finale, aber es wird niemals langweilig. Zumal diese "Situationen" auch ganz schön heftig und ungerecht sein können. The Demon King hat sich für mich wie eine Einführung in eine noch größer werdende Geschichte gelesen, in der es vor allem darum ging, die Charaktere einzuführen. Neben Raisa und Han gibt es noch viele andere, die den Leser bestimmt noch länger begleiten werden.
Mir hat das Buch so einen Spaß gemacht und meine Neugierde geweckt, dass ich mir wie schon oben erwähnt auch schon die anderen drei Bände der Reihe gekauft habe. Ich werde Band 2 noch diese Woche anfangen, weil ich total Lust drauf habe und unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Ich glaube, das kann für mich eine ganz tolle Reihe werden. Mich erinnert es ein wenig an Alanna und auch da habe ich ja jeden Band geradezu verschlungen.

The Demon King ist für mich eine tolle Entdeckung im YA High Fantasy Genre. Ich fand die ausführliche Darstellung der Protagonisten toll und bin ihnen auf ihrem Weg, den sie bisher gegangen sind, gerne gefolgt. Das Buch ist vielleicht nicht so actionreich wie ich es erwartet hätte, aber dennoch ist es gespickt mit aufbrausenden Situationen, die es nie haben langweilig werden lassen. Ich bin gespannt, was mich mit Raisa und Han noch erwarten wird.