Rezension

Das kraftlose Schlagen von Winters Herz

Winters Herz - Alison Littlewood

Winters Herz
von Alison Littlewood

Cover und Titel haben mich direkt angesprochen und schienen angenehmen Grusel zu versprechen. Leider hat sich diese Erwartung im Endeffekt nur sehr halbherzig erfüllt.

Die Geschichte erschien mir ein bisschen wie ein Flickwerk aus bereits bekannten Ideen: das einsame Dorf, das durch starken Schneefall von der Außenwelt abgeschottet wird, die merkwürdigen Schnitzereien an manchen Türen, die Kinder, die zunehmend feindselig und bösartig werden, die unheilvolle Vergangenheit der Kirche... Daraus hätte sicher dennoch Hochspannung entstehen können (denn mal ehrlich, viele gute Bücher bedienen sich an bewährten Ideen), und im ersten Drittel fand ich die Geschichte auch durchaus vielversprechend, aber danach habe ich die Seiten immer lustloser umgeblättert.

Zum Großteil lag das sicher an Cass, der Protagonistin. Am Anfang wollte ich sie noch mögen, aber mehr und mehr ging sie mir auf die Nerven. Sie gibt sich unglaublich gerne die Schuld an Allem, tut aber nicht viel, um die Dinge zu ändern. Sie meidet Konfrontation, sogar und vor allem ihrem Sohn gegenüber. Ja, der benimmt sich zunehmend aggressiv und schwierig, aber sie gibt auch immer sofort klein bei und lässt ihn machen, was er will. Er spielt gewalttätige Computerspiele, darf ständig zu seinem besten Freund, obwohl der offensichtlich einen schlechten Einfluss auf ihn hat, er beschimpft und bespuckt seine Mutter, ohne dass er dafür mit wirklichen Konsequenzen rechnen muss... Stattdessen sagt sie sich, dass sie ihm wirklich mehr Freiheit lassen muss und kasteit sich dafür, dass sie nicht so tolle Getränke für ihn im Haus hat wie andere Mütter. Ständig heißt es: xyz hätte das besser gemacht, xyz würde jetzt wissen, was zu tun ist, xyz könnte das... Ich bin so dumm, ich habe versagt, es war meine Schuld... Fast hat man den Eindruck, dass sie sich selber gerne schlechtmacht. Das wird zwar irgendwie erklärt - sie hatte als Kind immer das Gefühl, für ihren Vater nicht gut genug zu sein -, aber trotzdem fand ich es zermürbend zu lesen und es bremst Spannung und Tempo immer wieder aus.

Erst ganz gegen Schluss hat sie auf einmal für kurze Zeit Mut und Energie und benimmt sich wie die Eisbärenmutter, die ihr Junges verteidigt - und danach fällt sie in alte Verhaltensmuster zurück.

Die Protagonistin, die sich im eigenen Versagen suhlt, und die wahllos zusammengewürfelten Elemente, die man aus vielen Gruselfilmen und -büchern schon kennt, haben das Buch für mich leider ruiniert.Wenn das Beste, was man über ein Buch sagen kann, ist: ich habe schon Schlechteres gelesen (aber nicht viel), dann liegt etwas im Argen.