Rezension

Das Leben als Jenga Turm?

Der Wal und das Ende der Welt - John Ironmonger

Der Wal und das Ende der Welt
von John Ironmonger

Bewertet mit 3 Sternen

St. Piran ist ein kleines verschlafenes Nest in Cornwall. Doch als eines Tages ein fremder Mann, nackt, fast tot, am Strand angespült wird, ändern sich die Dinge in diesem kleinen Dorf grundlegend.

Joe Haak wird von den Menschen in St. Piran gerettet, kurz darauf rettet Joe Haak mit den Einwohnern einen gestrandeten Wal. Joe wird in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Nach und nach erzählt der Autor, wie es Jo überhaupt in diese Ecke der Welt verschlagen hat. Als Mathematiker hat Joe für eine Bank ein Programm mit dem vielsagenden Namen Cassie entwickelt. Doch das Modellieren komplexer Systeme kann möglicherweise das Ende der Welt, wie wir sie kennen vorhersagen. Aber Menschlichkeit ist nicht unbedingt berechenbar. Ist das Leben tatsächlich ein Jenga Turm, der zusammenbricht, wenn ein entscheidendes Teil gezogen wird, drei Mahlzeiten von der Anarchie entfernt?

Muss man Thomas Hobbes Gleichnis vom Leviathan kennen, um diesen Roman zu verstehen? Ich denke nicht. John Ironmonger bedient sich der biblischen Elemente des Leviathans als Symbol für den nahenden Weltuntergang. Mit einem Wal beginnt alles hier in diesem Roman und mit einem Wal endet diese Geschichte auch. Es ist eine ganz seltsame Dystopie, die sich mit einer Dorfromantik vermischt. Weltuntergang mit Wohlfühlcharakter quasi. Nächstenliebe und Menschlichkeit ist ein wertvolles Gut. Doch wie realistisch ist ein Szenario wie dieses in einer Welt, in der Solidarität fast schon ein Fremdwort für unzählige kleine und große Ich-AG ist. So kommt mir diese Geschichte zu romantisch, zu idyllisch, zu kitschig vor, als dass sie mich wirklich nachhaltig beeindrucken konnte.