Rezension

Das Leben in einer Sekte

After the Fire - Will Hill

After the Fire
von Will Hill

Inhalt: Die Basis der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ steht in Flammen. Einige Mitglieder, nur Kinder, können gerettet werden. Darunter auch die 17-jährige Moonbeam, der nun in Therapiesitzungen Fragen zum Leben in der Legion gestellt werden. Fragen, die alte Wunden aufreißen, zu Alpträumen führen und Geheimnisse ans Licht bringen.

Persönliche Meinung: Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Moonbeam erzählt, die (soweit man das als Person, die nicht Mitglied in einer Sekte ist/war, beurteilen kann) authentisch dargestellt ist. Sie ist einerseits unsicher in der für sie neuen Welt, hat Angst vor den Menschen außerhalb der Legion, die in der Sekte als „Schlangen“ galten, und ist bis zu einem gewissen Grad noch indoktriniert. Zugleich ist sie aber auch intelligent, selbstbewusst und oftmals kritisch gegenüber einzelnen Lehren der Sekte. Sie ist eine Figur, die einen inneren Kampf austrägt; hin- und hergerissen zwischen der eigenen Vernunft und der lebenslangen Indoktrination durch die „Heilige Kirche der Legion Gottes“. Der Handlungsaufbau ist einer Therapiesitzung nachempfunden: In der Gegenwartsebene stellt ein Psychiater Fragen, die in Form einer Vergangenheitsebene beantwortet werden. Dabei erfährt man schrittweise immer mehr über die Regeln und das Leben innerhalb der „Heiligen Kirche der Legion Gottes“ und wie diese sich radikalisierte. In ihren Erzählungen verschweigt Moonbeam allerdings bis zuletzt einzelne Ereignisse, sodass sich eine latente Spannung durch die Handlung zieht. Die Erzählweise ist eher nüchtern. Sie erinnerte mich in der Gegenwartsebene z.T. an Berichte, die im Schockzustand erzählt werden, was gut zur Story passt. Die Handlung von „After the Fire“ ist fiktiv, doch Vieles könnte sich so (oder so ähnlich) tatsächlich in Sekten abspielen – und das macht die Lektüre so intensiv und erschreckend.