Rezension

Das Leben in Florenz anno 1469

Florentia - Im Glanz der Medici -

Florentia - Im Glanz der Medici
von Noah Martin

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die einzige Möglichkeit, Florenz zu retten, besteht darin, Lorenzo de‘ Medici zu töten...“

 

Es ist eine heftige Aussage, mit der der Prolog beginnt. Dann führt mich die Geschichte 8 Jahre zurück ins Jahr 1469 in Florenz.

Die Autorin hat eine spannenden und sehr gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt steht nicht nur die Familie de Medici, sondern auch die Künstlerwerkstatt von Verrocchios.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er gibt die historischen Ereignisse anschaulich wieder.

Dabei wechselt die Autorin gekonnt zwischen den Handelnden. Jedes Kapitel wird aus anderer Sicht beschrieben. Das ermöglicht einen vielschichtigen Einblick in die Zeitverhältnisse.

Einmal ist es Giuliano de‘ Medici, der jüngere Bruder von Lorenzo. Zum anderen steht Fioretta, die Tochter des Leibarztes der Familie Medici, im Mittelpunkt. Wenige Kapitel dominiert Albiera de‘ Pazzi, die schon im Prolog den Tod von Lorenzo plant und ihre Familie zur Ersten in Florenz machen will. Und dann gibt es Abschnitte, in denen Leonardos Sicht der Dinge erzählt, jener Leonardo, der Schüler von Verrocchio ist und später als Leonardo da Vinci in die Geschichte eingehen wird.

Florenz steht vor einem besonderen Ereignis. Lorenzo wird eine Römerin heiraten. Zur Ausgestaltung der Hochzeit wird die Werkstatt von Verrocchio beauftragt. Fioretta bittet Lucrezia, Lorenzos Mutter, darum, sich bei Verrocchoi für sie einzusetzen. Sie möchte Malerin werden.

 

„…Verrocchio ist sicher einer der Besten in Florenz. Aber ich muss dich warnen. Er kann ziemlich stur sein und ist nicht sehr zugänglich...“

 

Neben Leonardo hat dieser einen weiteren Schüler. Er wird später als der Maler Sandro Botticelli bekannt werden. Ich erfahre eine Menge über die Welt der Kunst in damaliger Zeit. Eine solche Bottega, wie sich die Kunstwerkstätten nannten, hat sich nicht nur mit Malerei, sondern allen künstlerischen Genres beschäftigt. Das kommt den vielfältigen Interessen von Leonardo zugute.

 

„... Er setzte an, um den Lauf des Baches zu zeichnen, und sein Stift flog nur so über das Papier; sobald die Zeichnung des Bachlaufs fertig war, begann er eine neue, bei der er Überlegungen anstellte, an welchen Stellen man das Wasser stauen müsste, damit die Strömung danach so stark wie nur möglich würde...“

 

Während Verriccio Fioretta nur mit Nebenarbeiten beschäftigt, werden sie die jungen Künstler in der kommenden Zeit gleichberechtigt in ihre Werke mit einbeziehen.

Florenz ist eine Welt von Intrigen und Verrat. Einer gönnt dem anderen nicht das Schwarze unter den Fingernägeln. Insbesondere die Familie Pazzi kann ihre Wut auf die Familie Medici und deren Erfolge nur schlecht verbergen. Allerdings gehen auch die Medici auf ihren Weg zur Macht nicht mit Samthandschuhen vor.

Deutlich wird auch, wie verflochten die Interessen mit den Beziehungen zu anderen Städten sind. Mailand und Venedig wollen umgarnt werden, wenn man keinen Krieg riskieren will. Der Papst in Rom spielt seine eigenes Spiel der Macht.

In der vorderen Umschlagseite befindet sich ein historische Ansicht von Florenz. Vor Beginn der Handlung steht das Personenverzeichnis. Im Anhang werden die geschichtlichen Hintergründe vertieft und auf sensible Inhalte mit Triggerwirkung aufmerksam gemacht.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet ein vielschichtiges Bild der historischen Gegebenheiten und verfügt über einen hohen Spannungsbogen.