Rezension

Das Leben ist ein Roman

Eine Geschichte, die uns verbindet -

Eine Geschichte, die uns verbindet
von Guillaume Musso

Bewertet mit 4 Sternen

Die 39-jährige Flora Conway ist verzweifelt. Aus ihrer Wohnung im sechsten Stock des Lancaster Buildings in Brooklyn ist ihre Tochter Carrie (3) spurlos verschwunden. Sie kann sich keinen Reim auf diesen Vorfall machen. Was ist dem Kind bloß zugestoßen? Und was hat der in Paris lebende Autor Romain Ozorski (45) damit zu tun?

„Eine Geschichte, die uns verbindet“ ist ein Roman von Guillaume Musso.

Meine Meinung:

Der Roman besteht aus drei Teilen, die in 23 Kapitel untergliedert sind. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat zum Thema Schriftstellerei eingeleitet und teilt sich wiederum in jeweils kurze nummerierte Abschnitte auf. Die Handlung wechselt zwischen New York und Paris hin und her. Sie spielt überwiegend im Jahr 2010, aber auch später und springt ebenfalls. Orts- und Zeitangaben lassen jedoch keine Verwirrung aufkommen, wo man sich gerade befindet. Erzählt wird vorwiegend, aber nicht nur in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Flora und Romain. Die Übergänge sind sehr gut gelungen. Dieser komplexe Aufbau spiegelt die inhaltliche Verschachtelung der Geschichte perfekt wider.

Stilistisch ist der Roman sehr abwechslungsreich. Eingeflochten sind Zeitungsartikel, Briefe, Zeichnungen, Gesprächsprotokolle und Zitate. Der Schreibstil ist unspektakulär, aber sowohl anschaulich als auch bildhaft und wirkt durch viele Dialoge recht lebendig.

Im Vordergrund der Geschichte stehen Flora und Romain, die die Schriftstellerei eint. Die zwei Protagonisten sind reizvoll und mit psychologischer Tiefe ausgestaltet. Ich konnte mich gut in beide einfühlen. Auch die übrigen Charaktere wirken authentisch und vielschichtig.

Inhaltlich beschäftigt sich der Roman stark mit dem Schreiben, dem Leben als Autor und dessen Verbindungen zu seinen Figuren. Übrigens: Nicht ohne Grund heißt eine der Hauptfiguren „Romain“, was phonetisch sehr ähnlich zu „Roman“ ist. Dadurch entsteht eine interessante Metaebene. Insbesondere geht es auch darum, wo die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verlaufen - und zwar im doppelten Sinne: in der Literatur im Allgemeinen und in diesem Roman im Speziellen. Dieses Schwerpunktthema verleiht der Geschichte Tiefe und macht für mich eine der Stärken des Buches aus.

Der mehr als 300 Seiten umfassende Roman lebt zunächst von der Spannung um das verschwundene Kind. Schon bald kommen aber überraschende Wendungen und Entwicklungen hinzu, die das Gelesene in immer neuem Licht erscheinen lassen. Auch das Ende habe ich nicht vorhergesehen. Allerdings ist der Schluss für meinen Geschmack deutlich zu konstruiert und lebensfremd, was die Sache insgesamt für mich eher unglaubwürdig macht.

Das Musso-typische Cover greift eine zentrale Szene heraus und passt daher gut. Der deutsche Titel weicht erheblich vom französischen Original („La vie est un roman“) ab, ist aber ebenso geeignet.

Mein Fazit:

„Eine Geschichte, die uns verbindet“ ist ein unterhaltsamer und kurzweiliger Roman von Guillaume Musso, der mich mehrfach überraschen, aber zum Ende leider nicht mehr überzeugen konnte.