Rezension

Das Leben ist wie ein Haifischbecken

Der beste Tag meines Lebens - Ashley Edward Miller, Zack Stentz

Der beste Tag meines Lebens
von Ashley Edward Miller Zack Stentz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Autismus vom Typ Asperger? So einer wie Rain Man? Keine Hand-Auge-Koordination? Unfallgefahr? Deswegen akzeptiert Mr. Turrentine noch lange kein ärztliches Attest zur Befreiung vom Sportunterricht. Colin Fischer sollte nach Ansicht des Sportlehrers Basketball spielen wie alle anderen Schüler auch. Der 14-Jährige ist gerade frisch auf die Highschool gewechselt. Die Liste von Colins Eigenheiten als Autist wirkt endlos. Er möchte nicht von anderen angefasst werden, hasst Kleidung aus Kunstfasern und breiartige Lebensmittel. Colin mag Fakten, Rechnungen und Wahrscheinlichkeiten. Am liebsten reagiert er sich beim Trampolinspringen ab. Colin kann auswendig vortragen, was der Begriff Empathie bedeutet, aber er kann sie selbst nicht empfinden. In Colins Leben gibt es kein "könnte", keine Witze; denn er nimmt alles wörtlich. Wissen bedeutet für ihn Kontrolle, es bietet ihm Sicherheit inmitten neuer Eindrücke. An seiner alten Schule wurde Colin von Marie betreut, die ihm half sich im Haifischbecken des Lebens zurechtzufinden und die für einen Autisten schwer zu lesende Mimik seiner Mitmenschen zu begreifen. Im Kampf gegen die täglichen Katastrophen würde Colin Maries Unterstützung noch länger brauchen. Mr. Turrentine mit seinen Suggestivfragen ist selbst für nicht behinderte Schüler eine Nervenprobe und auf die verwirrenden Gefühle, die Mädchen in ihm auslösen, hat Colin noch niemand vorbereitet. Als in der Schulmensa ein Zwischenfall mit einer Waffe passiert, wird Colins außergewöhnliche Beobachtungsgabe benötigt, um die Unschuld eines Mitschülers zu beweisen. Colins gutes Gedächtnis und seine Schlussfolgerungen bringen selbst einen gestandenen Polizisten ins Schwitzen.

Ashley E. Miller und Zack Stentz geben in liebenswürdiger Art Einblick in die Eigenheiten eines Autisten, indem sie Aufzeichnungen aus Colins Notizbuch - penibel in Druckschrift - mit der Sicht des neutralen Erzählers kombinieren. Als Beobachter könnte man sich fragen, warum Colin als behindert gilt und das teils sonderbare Verhalten seiner Mitmenschen als normal angesehen wird. Ähnlich rücksichtsvoll wie Dr. Hans Asperger (der Entdecker der Störung) die Stärken seiner Patienten in den Mittelpunkt stellte anstatt ihre Defizite zu beklagen, gehen die Autoren mit ihrer Hauptfigur Colin um.