Rezension

** Das Leben nach dem Sterben der Susie Salmon... **

In meinem Himmel, Sonderausgabe - Alice Sebold

In meinem Himmel, Sonderausgabe
von Alice Sebold

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte, die aus der Sicht der kleinen, toten Susie Salmon erzählt wird, beginnt im Grunde ohne große Umwege mit dem Verbrechen. Susie erinnert sich genau daran, wie sie der Nachbar angesprochen und ihr die unterirdische Höhle im Feld gezeigt hat. Auch daran, wie er sie vergewaltigt und letztendlich getötet hat. Und nun ist sie hier – in ihrem Himmel. Von dort oben aus kann sie ihre Eltern, ihre Geschwister, ihre Freunde, die Nachbarn und auch ihren Peiniger beobachten.

Sie fühlt hier oben, was ihre Liebsten empfinden: Trauer, Schmerz, Einsamkeit, Unverständnis, Verzweiflung. Sie begleitet ihre Freunde und Geschwister beim Erwachsenwerden, sieht wie sie mit der Situation fertig werden und reifen. Auch ist sie immer dabei, wenn jemand an sie denkt, sie vermisst, sich an Geschehnisse mit der lieben Susie Salmon erinnert. Aber auch den verbissenen Kampf, die Suche nach dem Täter erlebt sie mit. Sie versucht von ihrem Himmel aus Kraft zu geben und ihren Lieben zu vermitteln, dass sie immer bei ihnen ist, wenn auch nicht lebend.

Eine wirklich emotionale Geschichte, die Alice Sebold dort zu Papier gebracht hat. Zwar hatte ich während des Lesens des ersten Drittels Phasen, in denen ich mir ein schnelleres Vorankommen in der Geschichte gewünscht hätte, aber im Großen und Ganzen war ich gefesselt von diesem Roman. Natürlich zunächst die äußerst schockierende Tat und das verzweifelte Hoffen der Angehörigen auf ein Lebenszeichen der Kleinen. Die Hilflosigkeit und die fehlende Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und zu trauern. All das hat die Autorin wahnsinnig gefühlvoll aus der Sicht der kleinen Susie in den Roman eingearbeitet. Auch dass jede Person anders mit der unsäglichen Trauer umgeht und sich aufgrund dessen in spezieller Weise weiterentwickelt, wurde glaubhaft und nachvollziehbar erzählt.

Würde man es nicht besser wissen, würde man annehmen, es handle sich um eine wahre Begebenheit und die Tote, Susie Salmon, würde tatsächlich aus ihrem Himmel heraus berichten und mit den Liebsten mitfühlen.

Meine Kollegin, die den Film gesehen hatte, berichtete, dass ihr mehrfach die Tränen gekommen seien. Zwar war auch das Buch beim Lesen sehr fesselnd und ergreifend und ich konnte mich gut in die Charaktere hineinversetzen und mitfühlen, aber Tränen kamen mir beim Lesen dennoch nicht. Dies muss natürlich nicht zwangsweise ein Minuspunkt sein ;o)