Rezension

Das letzte Gefecht

Die Grenze - Robert McCammon

Die Grenze
von Robert McCammon

Bewertet mit 5 Sternen

Unsere Erde wird zum Schlachtfeld eines nie enden wollenden Krieges zweier Alienrassen – die Gorgonen und Cypher bringen Tod und Zerstörung. Die Menschen haben ihnen nicht das Geringste entgegenzusetzen. Zwei Jahre später liegt die Welt wie wir sie kannten in Trümmern: Giftiger Niederschlag und todbringende Kreaturen, einst Menschen, sind eine stete Gefahr für die wenigen Überlebenden. Noch immer tobt der Krieg um sie herum und inmitten einer weiteren Schlacht erwacht ein Junge, der schwer verletzt ist, sich aber an so gut wie Nichts erinnern kann. Eine Gruppe Überlebender nimmt ihn auf und während seine Genesung voranschreitet, wird er sich einer stetig wachsenden inneren Kraft bewusst. Es ist eine unbekannte Macht, die in ihm ruht und die womöglich helfen könnte, diesen Krieg zu beenden. Und so wird der Junge, der sich Ethan nennt, zu einer leisen Hoffnung für die Rettung der Menschheit.

Leseeindruck

Es ist mir ein Rätsel, warum Robert McCammon im deutschsprachigen Raum so wenig bekannt ist. Doch es gibt sie gottseidank noch – die Verlage, die sich dem Mainstream widersetzen und den Mut haben, Autoren zu verlegen, die die breite Masse (noch) nicht auf dem Radar hat. Der Luzifer-Verlag ist einer von ihnen und seine Leserschaft dankt es ihm. Mit der Matthew Corbett-Reihe hat er bereits ins Schwarze getroffen und auf eine Weiterführung dieser Buchserie darf man nun hoffen. "Die Grenze" (OT: The Border) ist ein weiteres Werk des Autors, das nun in gewohnt ansprechender Aufmachung mit grandiosem Cover (Michael Schubert) erschienen ist. Genug Aufmerksamkeit hat dieser Roman meines Erachtens bisher noch nicht erhalten und das muss sich ändern, denn dieses Buch ist großartig!

Was ist das für eine Geschichte, die McCammon uns hier vortrefflich erzählt? Ist es ein Science Fiction-, Horror- oder Endzeitroman? Was erwartet den Leser?
Nun, um es auf den Punkt zu bringen: Es ist ein wenig von allem, denn der Autor hält sich nicht an irgendwelche Genre-Konventionen – er erzählt lieber seine ganz eigene Geschichte und tut dies stilsicher und packend. Und so erwartet den Leser eine spannende, berührende und auch intelligente Geschichte, die großartig unterhält und einen dann nicht so schnell wieder vom Haken lässt.

Wenn man dieses Buch aufschlägt und zu lesen beginnt ist es als stürze man kopfüber in eine andere Welt. McCammon katapultiert den Leser förmlich in die Handlung, es gibt kein langsames Eintauchen. Wie Ethan ist der Leser gezwungen sofort zu "funktionieren" – nicht nachdenken, renne um dein Leben! Und so liest man Seite um Seite mit einem rasenden Puls, nägelkauend bis spät in die Nacht. Es gibt natürlich auch ruhige und gefühlvolle Passagen, nachdenklich stimmend und nachhallend. Auch Humor ist zu finden und der Horror kommt ebenfalls nicht zu kurz.
Das Rad erfindet der Autor zwar nicht neu aber die Komposition, die originellen Ideen, der Schreibstil und seine toll gezeichneten Figuren sprechen für sich und machen die Lektüre zu einem Genuss, der trotz der 510 Seiten viel zu schnell endet.

Fazit

"Die Grenze" bietet großartige Unterhaltung, Spannung, Witz, Horrormomente und Stoff zum Nachdenken. Es ist eine Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte und die mich auch nach dem Ende noch weiter beschäftigt hat. Es fiel mir schwer, die Figuren endgültig loszulassen und mich wieder der Realität zuzuwenden – und da stellt sich mir eine Frage, die ich bei dieser Lektüre ganz klar mit "Ja" beantworten kann: Ist es nicht genau das, was eine verdammt gute Geschichte ausmacht?