Rezension

Das Mädchen, das rückwärts ging

Das Mädchen, das rückwärts ging
von Kate Hamer

Bewertet mit 3 Sternen

Kate Hamer hat mit ihrem Debüt einen eindrucksvollen Roman geschrieben, der einem psychisch viel Kraft abverlangt. Die Intensität, mit der sie die Geschichte von Carmel und ihrer Mutter ezählt, ist greifbar, spürbar, ich habe anfangs die Spannung kaum ausgehalten und musste das Gelesene immer wieder durch Pausen auf mich wirken lassen. 

Der Roman ist sehr ruhig erzählt, viele Geheimnisse werden verstreut, die unweigerlich eine Spannung erzeugen, und der Perspektivenwechsel stellt alles in einem interessanten Licht dar. Das Mädchen Carmel verschwindet, aber nicht für den Leser. Man begleitet sie auf ihrem Weg, nachdem ihre Mutter sie "verloren" hat und ich wollte deswegen immer ins Buch rein und der Mutter sagen, wo ihre Tochter ist. Dagegen nichts tun zu können, war fast nicht auszuhalten.

Carmel wird als ein sehr besonderes Kind dargestellt. Sehr verträumt, sehr erwachsen für ihr Alter, äußerst intelligent, aber andererseits sieht man bei ihr dann doch noch das kleine Mädchen, was irgendwie zu einem widersprüchlichen Ganzen geworden ist und man einige Handlungen von ihr nicht nachvollziehen konnte. 

Beth, also die Mutter, wird wirklich gut mit ihren Ängsten, ihren Problemen, ihrem Leben dargestellt, auch wenn sie mir nie so wirklich sympahtisch war und ich zu ihr nie so richtig einen Bezug aufbauen konnte. 

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, es war flüssig zu lesen und ich konnte mich gut in die Geschichte reinversetzen. 

Die Geschichte an sich, ist sehr gut umgesetzt und ich finde die Idee klasse, auch aus der Sicht des verschwundenen Mädchens weiter zu erzählen. Leider geht das Ganze dann in eine sehr religiöse, mystische Richtung, was nicht immer ganz so realistisch nachvollziehbar war und der Geschichte etwas an Glaubwürdigkeit genommen hat. Der Anfang war stark, mit der Zeit lässt die Geschichte aber um einiges nach. Das Ende war einerseits gut, andererseits hätte ich mir noch mehr gewünscht. Ich kann mich nicht so richtig entscheiden, wie ich es wirklich finden soll.

 

Fazit

Der intensive Roman über das Verschwinden eines Mädchens, hat mich emotional sehr mitgenommen. Mit der Zeit verliert die Geschichte aber an Glaubwürdigkeit und Stärke, und kann dann auch nicht mehr so mit der Spannung punkten. Sie ist aber auf jeden Fall sehr lesenswert und konnte mich trotz der kleinen Schwächen überzeugen.