Rezension

Das Mädchen im gläsernen Turm

Eve of Man - Die letzte Frau - Tom Fletcher, Giovanna Fletcher

Eve of Man - Die letzte Frau
von Tom Fletcher Giovanna Fletcher

Bewertet mit 4 Sternen

Spannender Auftakt für die dystopische Trilogie, eine neue Idee und starke Charaktere.

Die Grundidee ist tatsächlich sehr schnell umrissen:

Keine Mädchen mehr = Menschheit in Panik

Ein einziges Mädchen wird geboren = Retterin der Menschheit

So einfach, so logisch, wer denkt schon darüber nach, dass eigentlich den Frauen die Herrschaft über die Menschheit gehört, sind sie es doch, die unser Fortbestehen sichern. An diesem Punkt wunderte ich mich. Warum ist es in dieser technisch so weit entwickelten Zukunft nicht möglich ist, Babys (Mädchen) im Reagenzglas zu züchten? (Unabhängig von der Frage, ob man das tun sollte.) Lange Zeit trübte das meinen Eindruck von der sonst wirklich gut durchdachten Story, sollten die Autoren tatsächlich so einen grundlegenden Aspekt übersehen haben? Nein, das haben sie natürlich nicht, die Regeln, nach denen dieses Welt funktioniert sind stimmig, ein Punkt, der für mich durchaus Qualitätsentscheidend ist.

 

Was in diesem Fall auch zur Qualität des Buches beiträgt: Die beiden Hauptprotagonisten Eve und Bram sind abwechselnd Erzähler. Eve in ihrem „gläsernen Turm“, abgeschirmt von der Außenwelt, und Bram „draußen“ - wobei hier draußen nicht gleich draußen ist, was zu erklären jedoch die Handlung zu weit vorweg nehmen würde. Das bedeutet einerseits, dass wir Leser unterschiedliche Perspektiven vermittelt bekommen, und gleichzeitig, dass wir das Innenleben beider Figuren, ihre Gedanken, Emotionen und inneren Konflikte gut nachvollziehen können. Damit wären wir also schon bei Pluspunkt zwei. Pluspunkt drei ist der Erzählstil, der schnörkellos, mit einer nüchternen Bildersprache die Welt wie einen Film vor dem inneren Auge entstehen lässt. Müsste ich dieses Buch verfilmen, hätte ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie es aussehen müsste. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es irgendwann auf die Leinwand kommt.

 

Getrübt wird mein positiver Eindruck allerdings etwas durch die teils steifen Dialoge, die zum Teil eher der Kategorie „nichtssagender Smalltalk“ angehören. Außerdem bedient sich der Handlungsverlauf durchaus bewährter Ideen, sodass ich das Gefühl hatte, die ein oder andere Szene bereits zu kennen.

 

Fazit: Insgesamt ist das dennoch ein vielversprechender Auftakt der dreiteiligen Dystopie, der vor allem durch seine Grundidee und Bildsprache besticht. Für ein Jugendbuch auf alle Fälle überraschend tiefgründig.