Rezension

Das Märchen vom träumenden Mädchen und dem Eichenherz...

Tochter des dunklen Waldes - Katharina Seck

Tochter des dunklen Waldes
von Katharina Seck

Bewertet mit 3.5 Sternen

INHALT:

Lilah lebt mit ihrem Onkel und ihrer Tante am Rande des finsteren Morgenwaldes. Seit sie denken kann hat sie eine besondere Liebe zur Natur und einen Drang mehr zu sehen als ihr kleines Dorf. Doch solche Gedanken bringen in Grünweite den Schrecken unter die Leute: Einer alten Sage nach gab es bereits einmal ein Mädchen, dass mehr wollte, den Wald betrat und dafür mit allem bezahlt hat was sie besaß. Als am Rande des Waldes die Leiche einer jungen Frau entdeckt wird und Lilahs Jugendliebe Dorean verschwindet trifft sie eine Entscheidung – mit dem ersten Schritt in dieses dunkle, alte Gehölz...

 

EIGENE MEINUNG:

Nachdem ich im letzten Jahr „Die silberne Königin“ von Katharina Seck verschlungen und geliebt habe musste ich auch ihr neustes Werk unbedingt lesen! Das Cover konnte mich auch hier auf den ersten Blick begeistern: Ich finde es toll, dass man von der abgebildeten Frau erneut kein Gesicht sieht und dies der Fantasie überlassen bleibt. Die Farben, vor allem das Petrol des Kleides und die Grüntöne im Hintergrund, sind einfach wunderschön! Dabei wirken die abgedunkelten Ecken rund um den Wald mystisch und etwas bedrohlich und Haare und Arme der Frau heben sich deutlich ab. Besonders begeistern mich aber die schöne Schrift und das Spiel der Blätter auf dem Kleid! Was war ich gespannt auf den Morgenwald! ;)

 

Schon nach wenigen Sätzen hat mich der Schreibstil von Katharina Seck wieder vollends gefangen genommen. Ich komme mir bei ihren Büchern immer vor als würde ich selbst über die Schwelle in ein Märchen eintreten! Besonders auch die Legende vom träumenden Mädchen und dem Eichenherz hat mir wahnsinnig gut gefallen. Leider wurde mir der Schreibstil an manchen Stellen dann etwas zu viel. Ich war oft so vertieft in die malerischen Beschreibungen, dass mir die eigentliche Handlung vollkommen abhandengekommen ist und ich richtig den Faden verloren habe.

 

Lilah war mir zu Beginn eine sehr sympathische Protagonistin der ich gerne gefolgt bin. Je weiter wir im Buch voranschritten, desto mehr konnte ich mich jedoch von ihrem Verhalten distanzieren und nicht mehr alles nachvollziehen. Dorean war von Anfang an ja eher eine undurchschaubare Person, hat für mich aber einiges an Emotionen mit ins Spiel gebracht. Nerida, ein Nebencharakter, hatte gute Ansätze, aber für mehr habe ich zu wenig von ihr erfahren. Ebenso bei vielen weiteren Protagonisten mit tollen Grundzügen.

 

Besonders gespannt war ich natürlich auf das Geheimnis welches der Morgenwald birgt und muss sagen hier wäre ich nie auf die Lösung gekommen! Ich persönlich hätte mir zwar etwas anderes gewünscht – es hätte ruhig dunkler, gefährlicher, etc. sein dürfen – aber es war für mich als Leser etwas Neues und auch wieder sehr schön beschrieben! An vielen Stellen war mir dann jedoch der Handlungsverlauf etwas zu transparent, ich war teils schon etwas weiter als Lilah und genervt, wenn ich warten musste, bis auch sie darauf kam. Insgesamt hätte ich von vielem gerne mehr Hintergrundinformationen gehabt, auch wenn laut Autorin bewusst offene Fragen nicht völlig geklärt wurden.

 

Das Ende ging mir dann leider zu schnell und war mir dann etwas „zu viel“. Ich bin normal ein großer Freund von glücklichen Enden, aber hier hätte tatsächlich auch etwas anderes gepasst. Insgesamt wurde dieses Buch für mich zu viel Romantasy und weniger Fantasy bzw. Spannung, was ich sehr schade finde, denn die Grundidee war einfach toll! Ich wünschte ich es hätte mehr Mythen, Gerüchte, Spannung, Geheimnisse, Magie und ihre Hintergründe gegeben.

Positiv möchte ich noch anmerken, dass es sich wohl (vorerst?) um einen Einzelband handelt, von denen es im Moment ja etwas wenige gibt! Außerdem gehen jedem Kapitel kursiv geschriebene „Gedankenfetzen“ voran, die ich sehr spannend fand. Zusätzlich hat die Geschichte durchaus eine Moral.

 

FAZIT:

Eine tolle Grundidee, die bei mir leider durch die sehr detaillierten Beschreibungen manchmal etwas aus dem Blick geriet. Auch Protagonisten, die Nachvollziehbarkeit von Handlungen und ein flottes Ende mit einigen offenen Fragen konnten mich nicht völlig überzeugen.