Rezension

Das Marschmädchen

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist 1969, als Case Andrews tot im Marschland aufgefunden wird. Unfall, Selbstmord, Fremdverschulden? Der Tod des jungen Mannes gibt  Rätsel auf. Wie kam der Ehemann, Frauenheld, Footballstar, Erbe des örtlichen Autohauses ums Leben.

So beginnt das Buch „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens und doch ist das Buch kein Kriminalroman. Denn nach dem Prolog befinden wir uns Jahre zuvor im Marschland  rund um den kleine fiktiven Küstenort Barkley Cove. Die kleine Kya Clark ist sechs Jahre alt, als ihre Mutter die Familie verlässt. Nach und nach gehen auch die größeren Geschwister, lassen die jüngste bei einem Vater zurück, der trinkt und gewalttätig ist. Als der Kriegsveteran eines Tages auch nicht mehr heimkehrt, ist Kay nur mehr sich selbst überlassen. Das Mädchen wird zur Überlebenskämpferin. Aufgewachsen in der Abgeschiedenheit der Salzwiesen und Marschen, ohne Schulbildung und Auskommen,  kennt Kya das Land um die ärmliche Hütte, in der sie wohnt. Sie ist lebt von dem, was ihr die Natur abgibt, Fische, Muscheln. Der schwarze Jumpin und dessen Frau Mabel greifen Kya immer wieder unter die Arme. Aber von den Menschen in Ort, den Kya meidet, wird sie nur geringschätzig das „Marschmädchen“ genannt. Bis zwei  junge Männer, Tate Walker, und später Chase Andrews in Kyas Leben treten.

Der Gesang der Flusskrebse  ist sprachlich hinreißend. Die Protagonistin Kya, ihre Liebe zur Natur, ihr starker Wille öffneten mir beim Lesen das Herz. Es war so einfach mit Kya mitzufühlen. Delia Owens erzählt aber nicht nur von einer Art Robinsonade. Sie erzählt auch vom Hochmut und er Arroganz, der Menschen, die sich als etwas Größeres erachten, nur weil Jahrzehnte lang andere vor ihnen knieten. Die Protagonistin wandelt sich im Verlauf dieses Romans von der kleinen verlassen Kya zu einer unabhängigen Frau, die den Titel „Marschmädchen“ mit Stolz zu tragen weiß. Mit der Veränderung Kyas ändert sich auch die Handlung, von einer „Ode an die Natur“ zu einem mitreißenden Gerichtsdrama.

Kyas Geschichte berührt ohne kitschig zu sein. Kya ist ein Charakter, der man alles im Leben wünscht und alles verzeiht. Es ist eine großartige Geschichte über das Erwachsenwerden, eine Liebesgeschichte, oft traurig, aber nicht trostlos. Dieses Buch ist für mich ein Herzensbuch und eine wahrhaftige Leseempfehlung.