Rezension

Das muss wohl Liebe sein

Zwei für immer - Andy Jones

Zwei für immer
von Andy Jones

Bewertet mit 5 Sternen

Er ist mehr oder weniger erfolgreich als Regisseur für Werbefilme, sie ist Visagistin, beide arbeiten freiberuflich und beide begegnen sich bei einer gemeinsamen Produktion.
Wenn es die „Liebe auf den ersten Blick“ gibt, dann ist es genau das, was Fisher und Ivy bei ihrem ersten Zusammentreffen widerfährt.  In den ersten Tagen dieser sich anbahnenden Beziehung verschanzen sich beide in einer der beiden Wohnungen und sind wie paralysiert. Die Welt da draußen, der Alltag, all das ist absolute Nebensache.
Nach dieser ersten Phase zieht sich Ivy plötzlich für einige Wochen vollständig zurück und verschwindet aus einem möglicherweise gemeinsamen Leben, das Fisher schon für selbstverständlich hielt. Fisher ist ratlos, fassungslos, am Boden zerstört.  Als Ivy dann ebenso plötzlich wieder in seinem Leben auftaucht, erfährt er von ihr, dass ihre gemeinsamen beinahe rauschhaften Tage nicht ohne Folgen geblieben sind. Ivy ist schwanger. Ob wirklich ungewollt oder vielleicht doch geplant, bleibt vorerst der Phantasie der Leser überlassen.
Fisher sieht vor seinem geistigen Auge bereits die kleine Familie, freut sich auf das Kind und sorgt sich um Ivys Gesundheit mehr als dieser lieb ist. Eigentlich könnte der der ideale Ehemann und Vater sein, aber Ivy findet gerade dies manchesmal recht anstrengend.

Als zweiten Handlungsstrang erzählt der Autor, ja, diese Liebesgeschichte hat ein Mann geschrieben und dass macht sie in gewisser Weise auch sehr besonders, von Fishers Freund El. Dieser ist unheilbar krank, sein Lebensende wird immer absehbarer. Und er ist beinahe rund um die Uhr auf Hilfe und Pflege angewiesen. In jeder Woche besucht Fisher seinen Freund, der in einer schwulen und sehr langjährigen Beziehung lebt. Für den Partner sind diese Besuche immer wieder ersehnte Momente, in denen er sich um seine eigenen Belange und Wünsche kümmern und auch andere Menschen treffen kann. Sie sind eine willkommene und notwendige Pause seines nicht einfachen Alltags. .
Diese zweite Geschichte wird in oft tragisch-komischen Episoden, aber auch mit stellenweise beißender Ironie erzählt. Für El sind Ironie und Sarkasmus offensichtlich zu einem Schutzschild geworden, was aber den Umgang mit ihm für die Menschen in seinem Umfeld keineswegs erleichtert.

Noch mehr zu erzählen würde zu viel der Handlung verraten. Ob Fisher und Ivy zusammen bleiben, wie viel Zeit El noch bleiben wird und ob es ihm gelingt, seinem Lebensgefährten einen Weg in eine Zukunft ohne ihn aufzuzeigen, das muss man selber lesen.

Und ich versichere gern, dass dies ein Lesevergnügen sein wird, bei dem ich mich immer mehr auf Fishers Seite gesehen habe, seine Gedanken und Handlungen nachvollziehbarer fand, doch das sei hier nur am Rande erwähnt. Auch wenn Fisher seine Zukunft immer wieder ist rosarot schildert und erwartet, ist er doch der erfrischende Part in dieser Beziehung, der den Realitäten ruhig ins Auge schaut. Leben ist eben nie ohne Risiko. Dann wäre es ja langweilig.