Rezension

Das Netz und die Mysogynie

Schönes Neues England - Sam Byers

Schönes Neues England
von Sam Byers

Bewertet mit 3 Sternen

Der Roman „Schönes Neues England“ von Sam Byers, ist, man kann es nicht anders sagen, komplex. Deshalb sollen zur Rezension nur ein paar wenige Handlungsstränge herausgegriffen werden. 

Ein Politiker läßt sich korrumpieren. Eine ominöse Computerfirma startet ein Experiment, ein Wohnblock wird entmietet, Mysogynie wird im Netz sehr leicht und gleichzeitig werden Männer unsensibler, wenn es um Diffamierungen gegenüber Frauen geht, sie distanzieren sich, denn nicht sie sind die Opfer, "ist doch gar nicht so schlimm".

Die Idee, die hinter Sam Byers Roman steckt, nämlich die der totalen digitalen Kontrolle ist spannend und wie er die vielen Handlungsstränge seines Plots im Auge behält und zusammenführt, beeindruckend. Er entwirft (wieder einmal) ein bedrückendes, jedoch immer wahrscheinlicher werdendes Bild der Zukunft. 

Weniger fein sind die Protagonisten, die meist durch ein einziges hervorstechendes Merkmal gekennzeichnet sind, aber sonst als Personen verblassen. Und stilmässig ist „Schönes Neues England“ gar nicht so schön. Die Auflösung des Romans ist ein wenig verworren, wenngleich man die Absicht noch erkennen kann: man ist Täter und Opfer zugleich und ein Ausbrechen aus dem System ist quasi kaum mehr möglich. 

Fazit: Komplexes Gebilde einer bedrückenden Zukunft. Ein Roman mit einer spannenden Grundidee, jedoch mit erheblichen Längen und Protagonisten, die mir zu reduziert sind. 

Kategorie: Dystopie
Verlag: Tropen, Imprint von Klett-Cotta 2019