Rezension

Das Porträt einer Ehe und einer frauenfeindlichen Zeit

Porträt einer Ehe
von Maggie Ofarrell

Bewertet mit 5 Sternen

„Historische Notiz: Im Jahr 1560 verließ die 15jährige Lucrezia di Cosimo de’ Medici Florenz, um ihr Leben als Ehefrau von Alfonso Alfonso II. d’Este, dem Herzog von Ferrara zu beginnen. Weniger als ein Jahr später war sie tot.“

Wie das sein kann, erzählt sie hier höchst persönlich und durch und durch anrührend.

Lucrezia war immer anders als ein Mädchen ihrer Zeit sein sollte, zu eigen, zu störrisch, zu wenig fügsam. Verständnis für ein Kind aufzubringen, dass nicht der Norm entsprach, war damals wohl nicht üblich. Allerdings waren Töchter wertvolle Ware auf dem Heiratsmarkt des Adels. Lucrezia hatte keine Chance auf ein Leben nach ihren Wünschen und sagt hier gleich nach ihrer Hochzeit: Das überlebe ich nicht. Sie glaubt, ihr Mann will sie umbringen.

Man fragt sich eine ganze Weile, ist sie vielleicht verrückt so etwas zu behaupten? Kann sie das ernst meinen? Aber je mehr sie erzählt, desto besser versteht man ihre Situation, die tatsächlich gefährlich und ausweglos zu sein scheint.

Dieses Buch nimmt einen mit. Es erzählt eindringlich von einem Stückchen Historie und liefert neben der schicksalhaften Geschichte eines Mädchens auch das Porträt einer höchst frauenfeindlichen Zeit.

Es ist wunderbar erzählt und wird wunderbar gelesen, zu recht ausgezeichnet mit dem Women’s Prize for Fiction & British Book Award 2020.