Rezension

Das Problem mit den Hype-Büchern

Shades of Grey 01. Geheimes Verlangen
von E L James

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt:
Als ihre Freundin und Mitbewohnerin krank wird, bleibt Anastasia nichts anderes übrig, als deren lang geplantes und erwartetes Interview mit einem sehr erfolgreichen Unternehmer zu übernehmen. Die unschuldige Literaturstudentin und der dominante Geschäftsmann sind schon bald Feuer und Flamme füreinander. Doch Christians ungewöhnliche Vorlieben treiben die junge Ana an ihre Grenzen. Wird sie mit seiner herrischen und distanzierten Art auf Dauer klar kommen?

Meinung:
So. Endlich. Ich hab's auch gelesen. Nach langem Hin und Her, denn bei solchen "gehypten" Artikeln fällt es schwer subjektiv zu sein. Ich habe mich trotzdem herangewagt, ganze zwei Jahre nach dem deutschen Erscheinungstermin und vielen, vielen unterschiedlichen Meinungen. An das Hypebuch. Das Aufregerbuch. Das Buch, das angewiedert wieder beiseite gelegt wurde. Bei dem Zeter und Mordio geschrien wurde, das von den einen als ekelhafter Porno und Satansprodukt verteufelt und von den anderen über den grünen Klee gelobt wurde.

Und nun, nach dem ersten Band ... Bin ich unbeeindruckt. Ich habe schon Schundromane gelesen, bei denen es heftiger zur Sache ging.
Die Dom/Sub-Sache mag für einige ungewöhnlich sein, gerade jene die mit der Sparte nichts am Hut haben, mir war sie unter anderem durch Romane von Lora Leigh durchaus bekannt. Und bis auf einige derbe Ausdrücke in Christians speziellen Vetrag konnte ich jetzt auch wenig skandalträchtiges entdecken, um ehrlich zu sein.
Wer jedoch das Buch liest, obwohl inzwischen hinlänglich bekannt ist, dass es sowohl um Sex, als auch um das "Tabu"-Thema S/M geht und sich dann darüber aufregt, dass hier *schluck* explizite Sexszenen (!mit Hintern versohlen! Hui!) beschrieben werden, ja dem kann ich dann auch nicht mehr helfen.
Für alle anderen: Für ein Erotikbuch war zu viel Gefühlsduselei vorhanden, für eine zarte Liebesgeschichte dann doch zu viel harter Sex. Es liegt wohl irgendwie so dazwischen.

Was thematisch für mich durchaus in Ordnung gewesen wäre, wurde mir durch Charaktere und Sprachstil jedoch leider ruiniert.
Ana, das ach so scheue Reh, heult gefühlt nach jedem Treffen mit Christian rum und ist zu Tode betrübt, ohne daraus auch nur ansatzweise Konsequenzen zu ziehen. Auch sonst fand ich ihr Verhalten nur schwer nachzuvollziehen und nicht stimmig.
Natürlich sollte ein Protagonist mehrere Seiten haben, sonst verkommt er zu einem langweiligen, einseitigen Charakter. Ana jedoch verhält sich in der einen Sekunde wie ein verstockter Teenager, in der nächsten wie das genaue Gegenbild, das Gesamtbild hat gar nicht zusammengepast.
Christian, natürlich der traumatisierte traurig-düstere Held, ist Ana gegenüber, aus mir völlig unerfindlichen Gründen, extrem obsessiv. Das sogenannte Knistern, von dem ihre Freunde und Familien des Öfteren sprechen, war für mich lediglich in extremen Funken der Eifersucht erkennbar, die beide an den Tag legten. Ana bezeichnet ihn in ihren Email des öfteren selbst als Stalker, ich finde das hier absolut nicht liebenswert und mehr als gruselig.

Sprachlich war ich ebenfalls enttäuscht, die bereits in mehrer Rezension angesprochenen, ständigen Wiederholungen (Irgendjemand errötet/blickt/finster/kaut auf seiner Unterlippe/bitte beliebiges anderes Wort einfügen) waren in der Tat mehr als anstrengend. Das hat für mich leider nichts mit angenehmen oder gar interessantem Schreibstil zu tun.

Dass alles extrem vorhersehbar ist - gut, dass haben fast alle Liebesromane gemeinsam. Die Autorin hätte jedoch zumindest ansatzweise versuchen können, zumindest ein kleines bisschen Spannung aufzubauen. Leider ging auch das in die Hose.
Viel bleibt dann auch nicht mehr übrig. Nebencharaktere? Noch blasser und unsympathischer als die Hauptpersonen. Zufriedenstellendes Ende? Nada.

Alles in allem von mir gutmütige zwei Sterne, denn ich habe definitiv auch schon Schlechteres gelesen. Nur eben auch schon viel, viel Besseres.