Rezension

Das Schach, die Sucht, der Sieg

Das Damengambit -

Das Damengambit
von Walter Tevis

INHALT

Schon in jungen Jahren kam das Waisenkind Beth im Heim mit den kleinen grünen Pillen in Kontakt. Während ihre Liebe zum Schach immer größer wurde, wurde die Abhängigkeit von Drogen dies auch. Doch wie lange wird sie noch mit ihrem Leben spielen können?

CHARAKTERE

Die Geschichte dreht sich größtenteils einzig um Beth, es treten zwar einige Nebencharaktere auf, doch durch Beths eher kühle Art oder ungünstige Umstände bleibt niemand allzu lange. Schon immer war sie es gewohnt sich alleine durchkämpfen zu müssen. Durch das Leben, durch die endlosen Bücher über Schach und auch durch ihre Sucht. In Heimtagen hat sie zwar eine Leidensgenossin namens Jolene, doch als richtige Freunde würde ich sie nicht bezeichnen. Beth bleibt ihrer kontrollierten und distanzierten Art durch und durch treu. Der einzige Bereich in dem ihr die Kontrolle zu entgleiten scheint, betrifft Alkohol und Beruhigungsmittel. Ihr Charakter ist aber so nachvollziehbar geschrieben, sodass man sie als Leser eigentlich nur umarmen möchte. Sie hat so früh lernen müssen erwachsen zu sein und Verantwortung zu übernehmen, dass es einem im Herzen schmerzt. Es scheint auch oft so als hätte sie deshalb Bindungsängste und deshalb verbringt sie meistens nur eine kurze und intensive Zeit mit Leuten die ihr im Schach weiterhelfen und zieht dann weiter.

HANDLUNG

Die Handlung könnte man gut in zwei Abschnitte einteilen. Der Beginn ihrer Leidenschaft und Sucht im Heim. Und die "jetzige" Zeit. Zuerst lernen wir etwas über ihre Zeit als Waise, die frühen Anfänge einer Schachlegende, in einem trostlosen Keller. Auch im Waisenhaus kommt es zu einer Konfrontation mit ihrer Sucht, doch so einfach ist das Thema nicht abgehakt. Nachdem sie adoptiert wird, prägt die Droge nämlich weiterhin ihr Leben. Dieser Aspekt hat die Sucht um einiges authentischer aber eben auch brutaler gemacht. Man merkt allgemein, dass sie dazu tendiert ins Extreme überzugehen, sei es Schach oder Alkohol, Beth hängt sich jedes Mal aufs Neue ganz rein.
Ebenfalls ein großes und meiner Meinung nach auch sehr wichtiges Thema ist der Feminismus. Auf den ersten Blick scheint dies nicht gleich wie ein feministisches Buch, aber es war seiner Zeit voraus und immer wieder wird betont, dass es egal ist welches Geschlecht Elizabeth ist. Sie ist und bleibt eine geniale Schachspielerin. Ob sie Meisterin oder Meister ist, spielt dabei keine Rolle und sie einzig darauf zu reduzieren, dass sie eine Frau in einer Männerdomäne ist, wäre eine Schande.
Die Spiele bringen richtig Schwung und Spannung in den Handlungsverlauf. Ich habe mir, obwohl ich mich nicht wirklich im Schach auskenne, gerne die detaillierten Spiele durchgelesen und jeder ihrer Züge genossen. Man hat total mit ihr mitgefühlt und sich bei einem Sieg riesig gefreut. Auch wenn ihr sonst nicht viel für Schach übrig habt, gebt diesem Buch eine Chance, es hat es verdient!

SCHREIBSTIL

Walter Trevis schreibt aus der Er-Erzähler Sicht und das überraschend gut. Normalerweise bin ich kein sonderlicher Fan von den eher unpersönlichen Erzählweisen, doch für dieses Buch ist es perfekt angemessen. Immer mal wieder kommt Spannung rein und es bleibt interessant, zu viele Gefühle dürfen aber nicht erwartet werden (da solltet ihr eher zu der Serie greifen)

VERGLEICH ZUR SERIE

Ich bevorzuge es eigentlich die Serie erst nach dem Buch zu lesen, doch in diesem Fall war sie schneller als die Übersetzung und ich mal wieder zu verschossen in das Konzept. Die Serie ist eigentlich eine 1 zu 1 visuelle Form des Buches. Jeder der die Geschichte von Beth schon in Papierform geliebt hat, sollte sich unbedingt auch die Serie anschauen!

Fazit: Ich kann das Buch definitiv weiterempfehlen, jeder der Lust auf eine kleine Zeitreise und ein umwerfendes Schachgenie mit einer authentisch geschrieben Sucht hat, sollte unbedingt "Das Damengambit" lesen.