Rezension

Das Schema F eines Jugendromans für die Zielgruppe 50+

Und jetzt lass uns tanzen - Karine Lambert

Und jetzt lass uns tanzen
von Karine Lambert

Bewertet mit 3 Sternen

Marguerite und Marcel, die Hauptfiguren in Karine Lamberts neuem Roman, sind wie zahllose Literaturpärchen vor ihnen eine Version von Romeo und Julia.
Beide haben eindeutig die Zielgerade ihres Lebens erreicht und verlieren unabhängig voneinander ihre langjährigen Ehepartner. Wobei Marcel tiefbetrübt seiner großen Liebe hinterher trauert, erfährt Marguerite, dass sie ohnen ihren lieblosen Ehemann endlich einmal selbst über ihr Leben bestimmen kann. Wäre da nicht ihr Sohn, der sehr nach seinem Vater kommt und nun Marguerites Leben zu ihrem Besten für sie lenken will. In einer Thermalkur lernen sich Marcel und Marguerite kennen und fühlen sich direkt zueinander hingezogen. Werden sie es gegen die Vorurteile und Widerstände ihrer Kinder, die der Nachbarn und ihre eigenen schaffen, ihrer Liebe eine Chance zu geben?

'Liebe kennt kein Alter' ist das wohl plakative Motto dieses Romans und eigentlich eine wichtige und warme Botschaft. Doch die Autorin verschenkt meiner Meinung nach das Potential ihres Romans. Die Beziehung der Hauptfiguren, die ja im Mittelpunkt stehen sollte, ist für mich kaum nachvollziehbar. Nach nur wenigen Sätzen unternimmt man gemeinsam einen Wochenendausflug, ein einziger Brief reicht aus, um eine 180°-Kehrtwende zu begründen und eine zuvor fundierte Entscheidung zu kippen. Hauptsächlich liegt das an der Schwäche ihrer weiblichen Protagonistin, die ihr ganzes Leben lang von ihrem Mann bestimmt wurde und eigentlich gar nicht weiß, was es bedeutet, ein eigenen Leben zu führen. Augenscheinlich scheint sie nach seinem Tod hinsichtlich ihrer Selbständigkeit aufzublühen, doch eigentlich hat sie nur Glück, dass sie in Marcel einen liebevolleren Partner findet als es ihr Ehemann war. Letztlich bestimmt er genauso über sie und sie folgt ihm kompromisslos nach.
Ein Roman ist oft nur so stark wie seine Protagonisten charakterfest und das liefert bei 'Und jetzt lass uns tanzen' eine ganz klare Schwäche aufgrund von Maguerites Darstellung.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, die kurzen Kapitel sorgen für ein kurzweiliges Abtauchen in eine harmlose Romanze, in der das Schlimmste, was passieren kann ist, dass Sohnemann aufmuckt. Dass die Vorgeschichten von Marcel und Marguerite so viel Raum einnehmen und die letzten Seiten direkt mehrere Jahre umfassen, ist ein weiteres Versäumnis, das dafür sorgt, dass der eigentlich beworbenen Problematik 'Liebe im Alter' ausgewichen wird und man irgendwie das Gefühl hat Karine Lambert kommt nicht auf den Punkt.

Die Gestaltung des Buches ist sehr ansprechend und hochwertig und bekommt daher einen Stern extra.