Rezension

DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK – ZEUGNIS EINES DUNKLEN KAPITELS UNSERER DEUTSCHEN GESCHICHTE

Tagebuch - Anne Frank

Tagebuch
von Anne Frank

Dieses Buch lässt sich nicht nach Lesevergnügen bewerten. Es ist kein üblicher Roman mit extremen Höhen und Tiefen. Nein, es ist eine wahre Geschichte und dessen sollte man sich beim Lesen und bei der Bewertung auch bewusst sein.

Am Anfang hatte Anne Frank ein ausgelassenes und fröhliches Leben. Als sie ihr Tagebuch zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, schrieb sie über ganz normale Sachen, die einem Mädchen eben in ihrem Alter widerfahren. Trotz ihrer jungen Jahre hat man bereits am Anfang ihre feine Beobachtungsgabe und ihre Schlagfertigkeit gespürt.

Als der Aufruf von der SS kam, floh die jüdische Familie Frank, in der Hoffnung dem schreckhaften Nationalsozialismus zu entkommen, von Frankfurt nach Amsterdam. Dort versteckten sie sich mit der Familie van Daan in dem Hinterhaus an der Prinsengracht 263. Da sie der Meinung waren, dass sie noch genug Platz und Essen für eine weitere Person hatten, nahmen sie noch einen Zahnarzt bei sich auf. In dieser schweren Zeit hatten sie viele gute Freunde, die zu Helfern wurden.

Für Anne Frank war ihr Tagebuch in der Enge des Verstecks Ersatz für eine Freundin und Gesprächspartnerin, die sie liebevoll Kitty nannte. Es wurde für sie zu einem Ventil für Sorgen, Ängste und Wutausbrüche. Das Schreiben diente ihr zugleich als Übungsfeld, um ihr schriftstellerisches Talent zu entfalten. 
Seite um Seite merkt man, dass es ihr zunehmend schwerer fällt gegen die Stille, Einsamkeit und ihre Ängste anzukämpfen. An vielen Stellen des Buches wird einem bewusst, dass der Frieden und ausgelassenes Leben keineswegs etwas Selbstverständliches sind. Trotz all dem verliert sie ihren Optimismus nicht. Es sind gerade diese schweren Umstände gewesen, die ihre Persönlichkeit haben in der kurzen Zeit stark reifen lassen. Um so trauriger war es, als sie zwei Wochen vor der Befreiung in dem Konzentrationslager starb – doch ihre Worte haben überlebt.

Das Tagebuch der Anne Frank – ein sehr bedrückendes Dokument deutscher Geschichte. Niemand hätte diese Ereignisse besser erzählen können, als jemand, der es an seiner eigenen Haut gespürt hat.

Der Hintergrund dieser Vergangenheit ist von großer Bedeutung für unsere Gesellschaft. Denn auch heute ist Fremdenhasse immer noch aktuell. 
Stumpfsinnig faselt man was von Heimatverlust und den Rechten des Volkes. Dabei sind das alles nur dumme, heuchlerische Mitläufer, die sich von dem "wir gegen die anderen" und dem angeblichen Gemeinschaftsgefühl blenden lassen. Kaum jemand von diesen Leuten hat nur einen Hauch von Empathie, um sich in Menschen in Not hineinversetzen zu können. Würden sie nicht in Hungersnot oder vor einem Bombenhagel, blutigen Schlachten und Schießereien ihre Familie beschützen wollen und fliehen? Stell dir vor, du entkommst dem Tod und dir gelingt auch die Flucht. Doch selbst dann gibt es keinen Platz für dich auf dieser. Egal wohin du auch gehst, überall kommt dir Hass und Gewalt entgegen.

Aus Angst eine Anklage machen und aus einer Anklage Hass und Gewalt schüren.

– Abdel Hamed - Samad

Also vergesst nie, dass es in unserer Hand liegt, dass sich die Geschichte nicht noch mal wiederholt.

Das Buch hat seine fünf Sterne verdient. Wer weniger vergibt, dem fehlt es an Einfühlungsvermögen und Verständnis.

 

 

ÜBER DIE AUTORIN

Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 in eine deutsch-jüdische Kaufmannsfamilie in Frankfurt a. M. geboren. Wegen ihrer jüdischen Wurzeln flüchtete die Familie 1933 nach Amsterdam. Nach der Invasion der Deutschen versteckte sich die Familie mit weiteren Personen im Hinterhaus des Büros ihres Vaters 25 lange Monate, bis ihr Versteck an die Nazis verraten und die Familie in ein Konzentrationslager verschleppt wurde. Im März 1945, neun Monate nach Verrat und Festnahme, starb Anne Frank mit nur 15 Jahren an Typhus im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ihre Tagebücher wurden 1947 veröffentlicht und bis heute in 67 Sprachen übersetzt. "Das Tagebuch der Anne Frank" ist eines der meistgelesenen Bücher der Welt.