Rezension

Das Thema berührt nachhaltig

Die Schweigende - Ellen Sandberg

Die Schweigende
von Ellen Sandberg

Bewertet mit 5 Sternen

Den Roman „Die Schweigende“ habe ich „nur“ für eine Familiengeschichte gehalten, der ein Mutter-Töchter-Konflikt zugrunde liegt, aber es geht um so viel mehr....

Alle 3 Töchter und der inzwischen verstorbene Ehemann Jens hatten unter Karins Gefühlsarmut zu leiden. Die mittlere Tochter Imke versucht nun, Jens letzten Wunsch zu erfüllen. Dabei begibt sie sich mit der Reise in die Vergangenheit ihrer Mutter in einen ganz dunklen und schmerzhaften Lebensabschnitt, den man als Leser*in hautnah miterlebt. Und dabei durchlebt man die Wandlung vom glücklichen, lebhaften Teenager zu einem jungen Menschen, dessen Seele gebrochen worden ist und der nur überleben konnte, weil jegliche Gefühle ganz tief verdrängt worden sind. Panische Angst, Misshandlungen und sogar Missbrauch in einem kirchlichen Heim unter dem Deckmantel der Barmherzigkeit, das alles hat mich zutiefst erschüttert.

In der Gegenwart berichten jeweils abwechselnd die 3 Töchter Geli, Imke und Anne sowie Karin. Der Handlungsstrang der Vergangenheit beinhaltet einzig Karins Leidensweg. Nach und nach ergeben viele kleine Puzzleteilchen einen Überblick über ihr Leben im Heim und Imke beginnt, dem Verhalten ihrer Mutter Verständnis entgegenzubringen. Für beide Seiten ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Ellen Sandberg hat es wieder geschafft, mich von der ersten Seite an erneut zu fesseln. Es war schwer, das Buch aus der Hand zu legen, obwohl ich einige Stellen erst einmal sacken lassen musste.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung