Rezension

Das unaufhörliche Gefühl des Fremdseins

Fast ein neues Leben -

Fast ein neues Leben
von Anna Prizkau

 

In 12 kurzen Erzählungen begleiten wir die Protagonistin in ihrem neuen Leben in Deutschland, nachdem sie als kleines Kind mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert ist. Dabei spielen einige Erzählungen in ihrer Kindheit und einige in ihrer Jugend, in einigen ist sie bereits eine junge Erwachsene. Alle Erzählungen sind in sich abgeschlossen, aber trotzdem miteinander verwoben, sodass man ein gutes und eindrucksvolle Bild davon bekommt, welche Erfahrungen die Protagonistin als Migrantin gemacht hat und was diese bei ihr bewirkt haben. Es geht ums Lügen und Betrügen, Verheimlichen und Verraten, Fremdsein und Diskriminieren, Vertrauen und Misstrauen.

 

Meinung:

 

Die Erzählungen sind zwar recht kurz aber sehr eindrucksvoll und von einer derartigen Intensität, dass sie in Erinnerung bleiben. Sie lassen einen nicht kalt und vermitteln unglaublich viel. Dabei lässt jede Erzählung auch Fragen offen, sodass man sich als LeserIn intensiv mit den einzelnen Geschichten befasst und über diese nachdenkt. 

 

Die Themen, die angesprochen werden, sind sehr wichtig und vielseitig. Beim Lesen lassen diese ein sehr trauriges, beklemmendes und auch fassungsloses Gefühl zurück. Es geht neben dem Lügen, Betrügen, Verraten und Fremdsein auch um Essstörungen, sexuelle Belästigung, Gewalt und Diskriminierung.

 

Sehr nüchtern und wortkräftig werden hier die Handlungen und Gefühle der Protagonistin beschrieben, sodass die Geschichten sehr authentisch rüberkommen. Man bekommt auch ein sehr authentisches Bild davon, wie es ist, sich in einem neuen Land fremd zu fühlen, sich als Fremde durchzukämpfen und davon, mit welchen Problemen man dabei zu kämpfen hat. 

 

Die Erzählungen sind nicht chronologisch geordnet. Es kommen Geschichten aus der Kindheit, Jugend und dem Erwachsenenalter der Protagonistin vor, die es zulassen, ihre Erlebnisse besser miteinander in Verbindung zu setzen und die gegenwärtigen Folgen von den Ereignissen aus der Kindheit besser nachvollziehen und darüber reflektieren zu können.

 

Fazit:

 

Das Buch hat mich wie ein Schlag getroffen und restlos begeistert. Das einzige, was ich schade finde, ist, dass das Buch sehr dünn ist. Ich hätte mich sehr über noch mehr Erzählungen von Anna Prizkau gefreut. Die Erzählungen haben mich berührt und nicht mehr losgelassen. Sie haben mich nachdenklich gestimmt und deshalb kann ich das Buch jedem empfehlen, der niveauvolle und facettenreiche Romane liebt.