Rezension

Das Verrückte Tagebuch des Henry Shackleford

Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford - James McBride

Das verrückte Tagebuch des Henry Shackleford
von James McBride

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Das Verrückte Tagebuch des Henry Shackleford“ ist ein moderner Schelmenroman, der den Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs vorwegnimmt. Henry ist ein junger Sklave, der eines Tages von einem alten Herrn befreit wird. John Brown ist starrsinnig, bibeltreu und Wetterfest. Vor allem aber versteht er überhaupt keinen Spaß, wenn es um die Sklaverei geht. Das bei Browns Befreiungsaktion Henrys Vater ums Leben kommt heftet John Brown unter Kollateralschaden ab und geht direkt zur Tagesordnung über.

Er sieht sich als ein Werkzeug Gottes und erklärt Henry Shackleford in unnachahmlicher Weise zu einem Mädchen und nimmt die angebliche Tochter unter seine Obhut. Wobei Henry in der Folgezeit ernüchtert feststellt, dass die Sklaverei im Großen und Ganzen leichter war, als mit diesem Verrückten unterwegs zu sein. Denn Brown will die Sklaverei überall in Amerika abschaffen und dazu ist ihm kein Weg zu weit, kein Mord zu abstrus und keine Schlacht zu hart. Selbst die bitterkalten Winter verbringt er lieber mit seinen wenigen Soldaten in der Freiheit der Prärie. Die Stadt bedeutet Laster und ist überhaupt etwas für Weichlinge. Henry bleibt fast immer an seiner Seite, als Mädchen verkleidet und begleitet Brown bei seinen hirnverbrannten Attacken gegen die Sklaventreiber. Und irgendwie beginnt Henry den Kauz zu mögen.

James Mcbride schlägt einen lockeren Erzählton an, der vom Western Mythos getragen wird und getränkt ist von Galgenhumor. Vor allem im der zweiten Hälfte des Buches musste ich immer wieder lauthals lachen und den Kopf schütteln über den starrsinnigen John Brown, der die Bibel wörtlich nimmt. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Alles um Gottes Willen auf Erden Geltung zu verschaffen. Dieser Mann hat etwas von Don Quijote. Henry wird zu seinem Sancho Panza und der weiß, es ist ein kleiner Schritt von der Einbildung, bis zur Wirklichkeit. Er kann ja auch noch nicht ahnen, wie nahe der Bürgerkrieg ist, dessen Bote bisweilen mit dem Schwert gegnerische Köpfe abschlägt.

Zweifellos hat das Buch seine dramaturgischen Schwächen, darüber kann auch keine Buchpreisnominierung hinwegtäuschen, die sicher dem Thema geschuldet ist. So lässt Mcbride manchmal die Handlung schleifen und lässt bisweilen seine eigene Idee im Stich, indem sich sein Henry in Kleinigkeiten verliert. Dennoch finde ich den Roman gelungen. Er hat mir mit jeder Seite mehr Freude bereitet, bis ich am Ende bedauert habe den Buchdeckel schon zu klappen zu müssen.