Rezension

Das Versteckspiel hat ein Ende

Violas Versteck
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Schon seit Jahren ist der Berliner LKA-Ermittler Tom Babylon auf der Suche nach seiner jüngeren Schwester Viola. Ein Foto seiner Schwester als erwachsene Frau, das Tom im Keller seines Vaters findet, beweist ihm, dass sie nicht tot ist und stachelt ihn bei seiner Suche nach ihr nur noch mehr an. Dann stirbt sein Vater bei einem Überfall in der Berliner U-Bahn, und Tom erwacht als Patient in einem Londoner Krankenhaus ohne jegliche Erinnerung…

Marc Raabe hat mit „Violas Versteck“ den 4. und finalen Band um seinen Ermittler Tom Babylon vorgelegt, der seinen Vorgängern in punkto Hochspannung und Unterhaltungswert in nichts nachsteht. Der flüssige, bildhafte und tempogeladene Erzählstil bringt den Leser schnell an Toms Seite, wo er nicht nur Zeuge seiner Gedanken- und Gefühlswelt wird, sondern ihn auch bei seinen Ermittlungen unterstützen darf. Toms Nachforschungen in Bezug auf seine Schwester begleiten den Leser schon seit Band 1 wie ein roter Faden als Hintergrundgeschichte, doch diesmal wird es so richtig persönlich, denn Toms Erzfeind und Mentor Walter Bruckmann ist zwar in der Psychiatrie eingesperrt, zieht von dort aber noch so manche Strippe, um den Menschen das Leben zur Hölle zu machen. Durch ständig wechselnde Zeitsprünge, aber auch durch Perspektivwechsel treibt der Autor die Spannung immer mehr auf die Spitze, so dass der Leser regelrecht an den Seiten klebt und konzentriert jeder möglichen Spur nachgeht, wobei auch einige Fallstricke mit dabei sind. Tom unter Amnesie leiden zu lassen, ist ein brillanter Schachzug, denn dadurch wird die Geschichte noch packender und jagt den Puls des Lesers bei der Lektüre in ungeahnte Höhen. Dem Leser bleibt nichts anderes übrig, als alle Puzzleteilen nach und nach zusammenzusetzen, um endlich ein Bild über den gesamten Umfang der Geschichte zu erfassen. Tom Babylon hat mit Psychologin Sita Johanns wieder alle Hände voll zu tun, die losen Fäden miteinander zu verknüpfen.

Die Charaktere sind lebendig und glaubwürdig in Szene gesetzt, mit ihren authentischen Eigenschaften können sie den Leser schnell überzeugen, der sich nur zu gern an ihre Fersen heftet. Tom Babylon markiert zwar nach außen den Starken und Unnahbaren, doch innerlich leidet er wie ein Hund, denn die Suche nach seiner Schwester hat ihn über die Jahre zermürbt. Mit dem Tod seines Vaters ereilt ihn ein weiterer Schicksalsschlag, der ihn aber nur umso mehr anstachelt, die Geschichte aufzuklären und endlich zur Ruhe zu kommen. Sita Johanns ist mittlerweile Toms engste Vertraute, die beiden ergänzen sich wunderbar in ihrem Job. Aber auch andere Protagonisten wie die Londoner Ärztin Jillian bringen einiges an Spannung in die Geschichte.

„Violas Versteck“ ist von Anfang bis Ende ein sehr unterhaltsamer Psychothriller, der vom ersten Moment an zu fesseln weiß. Eine gut konzipierte Story sowie eindrucksvolle Charaktere lassen die Lektüre zu einem echten Erlebnis werden, die zudem noch des Lesers Kopfkino entfacht. Absolute Leseempfehlung für alle, die atemlose Spannung lieben!