Rezension

Das wahrscheinlich wunderbarste Buch, welches ich dieses Jahr bisher gelesen habe

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr
von Jojo Moyes

Bewertet mit 5 Sternen

Lou und Will könnten kaum unterschiedlicher sein. Lou ist eine 27-jährige Frau, die in sämtlichen Bereichen ihres Lebens festgefahren ist. Sie hat einen Job in einem Café, wohnt seit ihrer Geburt in dem gleichen Dorf bei ihren Eltern, ist seit sieben Jahren mit dem gleichen Mann zusammen und ihr Dasein beschränkt sich im Moment einzig und allein auf diese Elemente. Die tägliche Busfahrt wird zur Routine und selbst die Besucher in ihrem Café gehören inzwischen zur alltäglichen Langeweile. Doch sie ist scheinbar zufrieden... bis zum Tag ihrer Kündigung, mit welcher ihr Leben eine Kehrtwende vollführt...
Will hingegen ist das Abbild eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Er steht in der Blüte seiner Jahre, hat keinerlei Geldsorgen, eine schicke Freundin zu Dekorationszwecken und ein Leben geprägt von Reisen, Abenteuern und Eindrücken jeglicher Art. Er ist lebenslustig und glücklich bis ihn eines Tages ein Motorradfahrer ergreift und in einen Rollstuhl befördert...

Die Geschichte von Lou und Will ist keine gewöhnliche. Liest man den Klappentext und betrachtet das Buchcover, so freut sich die Mehrheit der Leserschaft zunächst bestimmt auf eine Liebesgeschichte mit „erschwerten“ Umständen. Doch weit gefehlt, wird der Rezipient nicht mit einer klischeelastigen Romanze unterhalten, sondern sieht sich plötzlich mit schweren Themen wie Behinderung oder Freitod sowie der Lust am Leben konfrontiert. Dabei verfolgt er die Protagonistin auf ihrem Weg zu einem neuen Ich, glaubt sich eng an ihrer Seite, zeichnet Jojo Moyes ein derart liebevolles und einfühlsames Bild der jungen Frau, dass der Leser das Gefühl entwickeln wird, Lou persönlich zu kennen.

Die Autorin versteht es den Leser auf eine geschickte Art und Weise zu fesseln und bewirkt mit ihren teilweise witzigen aber auch immer ernstgemeinten Worten, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Es ist ein seltsames Gefühl, dieses Werk zu lesen. Ich möchte dabei nicht allzu viel von der Geschichte verraten, aber es sei gesagt, dass der Roman widersprüchliche Gefühle weckt. Einerseits möchte man die Seiten eine nach der anderen umblättern und im Buch voranschreiten, hat man jedoch gleichzeitig Bedenken, dem unumgänglichen Ende entgegenzusehen aus Angst vor dem Finale. Es hilft nichts, man muss es einfach gelesen haben!