Rezension

Das war ein literarischer Reinfall

Kirio - Anne Weber

Kirio
von Anne Weber

Bewertet mit 1 Sternen

Die Verrücktheit zum "Aus-der-Reihe-Tanzen"

„Nennen wir eine Katze eine Katze und Kirio einen Heiligen. Kirio hatte, von wem auch immer einen Auftrag bekommen. Das glaubte nicht er, aber ich. Er sollte die Menschheit aufrütteln, und bei mir hat er damit angefangen.“

 

Inhalt

 

Kirio ist der Gute – ein Schalk, ein Schelm der freudestrahlend, radschlagend und unvoreingenommen durch die Welt zieht und mit leichter Hand große und kleine Wunder vollbringt. Was auch immer er in Angriff nimmt, alles ist durch die Besonderheit, das Anderssein geprägt und alle, die ihm begegnen sind nachhaltig beeindruckt, doch der Protagonist des Buches lässt sich davon nichts anmerken. Wenn er liebt, dann endgültig und einmalig, wenn er Flöte spielt dann nur zum Vergnügen, wenn er Wunder vollbringt, geschehen sie ohne sein Wissen und er mogelt sich irgendwie durch, fast wie ein Fluss mal zügig, dann reißend und manchmal nur plätschernd, nur wenn er fehlen würde, wäre Vieles, nein Alles ganz anders. Die Geschichte von Kirio gleicht einer Heiligenlegende, mit Spuren zwischen Frankreich und Deutschland doch ohne Beweise, ohne Substanz verliert sie sich auf der langen Reise zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

 

Meinung

 

Laut Klappentext ist „Kirio“ ein Roman, der seinesgleichen und bis zum Ende seinen Erzähler sucht. Und dem kann ich nach der Lektüre nur zustimmen, beides findet man hoffentlich und sowieso nicht so schnell wieder. In mehreren kurzen Kapiteln entwirft die deutsche Autorin Anne Weber eine gar seltsame Figur, die vor allem durch ihre Einzigartigkeit besticht. Der Leser begleitet diesen Kirio und bekommt ihn nie zu fassen, was jedoch noch viel abenteuerlicher daherkommt, ist der fehlende Erzähler oder besser noch die Fiktion seiner selbst. Klar wird lediglich, dass immer mal ein anderer oberflächlich Bekannter seine Erlebnisse mit Kirio und dessen Verdienste schildert, nur basierend auf einem klitzekleinen Lebensmoment, der sich nicht auf einen Ort oder eine genaue Zeit beschränkt. Und immer dann, wenn die reale Person das Feld räumt, tritt jener geheimnisvolle Erzähler auf, der uns auf Rätselsuche schickt.

 

Allerdings hatte ich schon nach dem ersten Drittel des Buches davon die Nase voll. Der Text erinnert mich viel zu sehr und nachhaltig an ein literarisches Experiment, getragen von ausgereifter Sprache aber bar jeglichen Inhalts, geschweige denn mit einer Aussage. Eine wahrhaft kreative Geschichte, oder besser noch mehrere Kurzgeschichten, die der Willkür einer übergeordneten Macht ausgesetzt sind und diese in fragwürdige Handlungen transformieren. Sollte sich jetzt jemand fragen, was meine Rezension bedeuten mag, dann kann ich nur antworten: „Das Buch bleibt mir ein Rätsel.“

 

Fazit

 

Ein poetischer Grenzgang zwischen Himmel und Erde? Ja durchaus! Doch mehr als ein sehr enttäuschtes Lesesternchen ist mir diese Sammlung an schönen Wörtern nicht wert. Sollte irgendwer verstanden haben, wer oder was Kirio ist, wer oder was den Text erzählte, wer oder was die Aussage des Geschriebenen formulierte, möge er es bitte nicht mit mir teilen. Es interessiert mich nicht. Definitiv nur für Liebhaber skurriler Erzählungen mit dem besonderen Etwas oder für jene, die sich mit schriftstellerischen Experimenten beschäftigen möchten – dann allerdings könnte „Kirio“ tatsächlich zur Fundgrube werden.