Rezension

Das war nix!

Das Geheimnis von Ella und Micha - Jessica Sorensen

Das Geheimnis von Ella und Micha
von Jessica Sorensen

Bewertet mit 2 Sternen

"Das Geheimnis von Ella und Micha" gehört zu den Büchern, auf die ich mich schon vor dem Erstverkaufstag gefreut habe, denn ich bin ein großer Fan solcher Bücher und wollte die Geschichte von daher sehr zeitnah lesen. Meine Erwartungen waren hoch, da die Kurzbeschreibung sehr interessant klang und das Buch in den USA von Bloggern und Kritikern sehr gelobt wurde. Leider hat sich das Buch dann doch als Enttäuschung entpuppt, was ich mehr als schade finde.

An sich ist die Geschichte ja wirklich nett, nur leider wurde das vorhandene Potential einfach nicht genutzt. Die Geschichte plätscherte stellenweise nur so vor sich hin, ohne mich zu begeistern oder berühren zu können. Dabei ist die Handlung und das Schicksal von Ella und Micha wirklich tragisch und traurig, nur leider hatte ich bis zum Schluss nicht das Gefühl, als hätte ich die Figuren kennen gelernt, sodass ich mich dadurch auch nicht so ganz auf sie einlassen konnte. Natürlich geht die Autorin auf ihre Figuren ein, erzählt aus ihrer Vergangenheit und lässt den Leser an deren Gedanken und Ängsten teilhaben, aber dennoch wusste ich bis zum Ende nicht, wer Micha und Ella eigentlich sind, da mir eine gewisse Tiefe gefehlt hat. Dazu wird die Geschichte oftmals zu nüchtern erzählt. An sich kann sowas schon ganz nett sein, allerdings war dies bei einer solchen Thematik dann doch eher der falsche Weg.

Ella ist eine Person, die sehr speziell ist. Sie gibt alles auf, was sie liebt und zieht über Nacht aus ihrer Stadt, um aufs College zu gehen. Dabei hinterlässt sie niemanden eine Nachricht, sodass sich besonders Micha um seine beste Freundin Sorgen macht. Nach acht Monaten kehrt sie in den Ferien zurück und ist vollkommen verändert. Ihr Aussehen hat sie radikal verändert und auch ihr Verhalten hat sich komplett um 180 Grad gedreht. So ist aus dem Mädchen, das früher Autos und Geschwindigkeit geliebt hat, eine Person geworden, die Autos meidet und am liebsten nur noch die Bahn nimmt oder zu Fuß geht. Ihre Freunde behandelt sie wie Fremde und lässt sich nur selten auf wirkliche Gespräche an. Dadurch wirken die Dialoge in dem Buch oftmals sehr abgehackt. Je mehr ich über Ella erfahren durfte, je besser konnte ich sie verstehen, bzw. ihre Vorgehensweisen zumindest nachvollziehen, aber dennoch ist mir Ella oftmals fremd geblieben. Bei Micha ging es mir leider ähnlich. Er ist oftmals sehr oberflächlich, bewertet die Frauen meistens nur nach dem Aussehen und selbst in dem Moment, wo er Ella nach acht Monaten wieder trifft, denkt er nur daran, wie er sie am besten ins Bett bekommt. Erst später erfährt man ein wenig mehr über ihn, aber dennoch blieb auch er mir oft fremd und seine aufdringliche Art hat mich stellenweise sehr genervt. 

Beide Figuren sind in einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen, was man in fast jedem Moment spüren kann. So gibt es in der Stadt seit einer Fabrikschließung fast nur noch Arbeitslose und die Familien sind meistens verarmt oder kaputt. Ellas Mutter ist verstorben und war vorher lange Zeit erkrankt, ihr Vater ist ein Alkoholiker und auch in Michas Familie verläuft nicht alles rosig. Wirklich traurig ist dabei, dass gewisse Sachen, wie z.B. die Alkoholsucht von Ellas Vater einfach so hingenommen werden. So kommt es u.a. zu einer Szene, in der Ella gefragt wird, wieso sie ihrem Vater nicht helfen würde und sie einfach nur antwortet, dass sie noch nie daran gedacht habe, dass man sich dabei Hilfe holen könnte. Es ist stellenweise schon sehr traurig, wie sehr Ella, Micha und die restlichen Figuren ihr Schicksal einfach so hinnehmen.

Allgemein sind Ella und Micha als Paar, bzw. Freunde sehr anstrengend. Mal wollen sie einfach nur reden, mal wollen sie einen gewissen Abstand, mal möchte Micha Ella ins Bett kriegen, usw. Es ist ein einziges Durcheinander, was sich die beiden Figuren immer wieder antun und am Ende war ich dann doch ein wenig genervt und dachte mir immer nur "Wir wissen doch alle, worauf es bei euch hinausläuft. Bringen wir es doch einfach hinter uns!". 

Das Cover ist sehr schlicht, aber dennoch ganz hübsch anzusehen. Abgebildet sind - wie soll es auch anders sein - Ella und Micha. Die Kurzbeschreibung hat mir sehr gefallen und hat mich direkt auf das Buch aufmerksam gemacht. Zu schade, dass der Inhalt am Ende nicht genauso gut überzeugen konnte.

"Das Geheimnis von Ella und Micha" hätte wirklich gut werden können, doch leider hat die Autorin das nötige Potential und die vielen Ideen nie so ganz genutzt. Die Figuren waren oftmals sehr oberflächlich und die Geschichte plätscherte trotz ihrer interessanten Thematik einfach nur so vor sich hin. Nein, das war wirklich nichts und somit habe ich das Buch am Ende enttäuscht zur Seite gelegt. Es ist von daher unwahrscheinlich, dass ich noch den zweiten Band "Für immer Ella und Micha" lesen werde. Wirklich schade!