Rezension

Das wird definitiv nicht mein letztes Buch dieser Autorin gewesen sein

ON:OFF - Ann-Kristin Gelder

ON:OFF
von Ann-Kristin Gelder

Bewertet mit 4 Sternen

Nora ist ein ausgebildeter Regulator. Das bedeutet, sie ist analytisch, berechnend und hat das Ziel stets vor Augen. Ihr letzter „Link“ ist dermaßen missglückt, dass sie dringend darauf angewiesen ist, dass der nächste besser funktioniert. Denn erstens war das letzte Ende für sie so traumatisch, dass sie so etwas nicht nochmal erleben will und zweitens wäre das wahrscheinlich Ihr Karriere-Aus.
Doch dann kommt Alex. Und er bringt eine gehörige Portion Chaos in ihr Leben...

Die Idee an sich finde ich wahnsinnig gut! Auch wenn man beim Lesen weiß, dass das Miterleben anderer Personen mit all ihren Fähigkeiten, Emotionen und Lebensweisen für viele verlockend sein könnte und auch würde -man nehme zum Beispiel das Erlebnis eines Rockstars bei seinem Konzert, oder eben einer anderen „erstrebenswerten“ Person, die etwas kann/tut, was man gerne erleben möchte-, nimmt man selbst doch gleich weit Abstand davon. Zumindest ging es mir so. Wenn diese Technik wirklich für uns greifbar wäre, würde sie aus vielen Gründen, von denen einige im Buch beschrieben sind, vermutlich stark polarisieren. Ich denke, dass eine technisch ausgereiftere Variante  bestimmt großen Anklang fände! Gruselig ist es dennoch irgendwie, vor allem wenn die Ausgangssituation die ist, dass der Link gar nicht weiß, dass jemand sein Leben miterlebt. Oder wenn man weiß, dass der Regulator ihn einfach 18 Stunden schlafen lassen könnte, aber mehr verrate ich an dieser Stelle nicht ;)

Der Schreibstil ist relativ schlicht und schnörkellos, gerade deswegen macht das Lesen viel Spaß. Man braucht nicht viel Tamtam, denn man erlebt Nora aus der Ich-Perspektive und somit auch ihren Link. Das ist so wie es ist schon spannend genug, eine ausschweifende Ausschmückung würde hierbei vermutlich eher stören.
Auffällig ist, dass Nora ja -wie zu Beginn bereits geschildert- ausgebildet ist, um kühl und analytisch zu sein, sie jedoch für den Leser dennoch nicht unsympathisch wird. Irgendwie kreidet man ihr das nicht an, ganz im Gegenteil. Ich persönlich fand sie von Anfang an sympathisch, ebenso wie viele der anderen Personen.

Die Eingruppierung in ein Genre fällt mir bei diesem Buch etwas schwerer. Ein bisschen Dystopie, ein bisschen Thriller, ein bisschen Romantik, wobei letzteres eine relativ lange Einleitungsphase dominiert. Noras Heranwanzen an Alex sowie ihre Emotionen und Gedanken ihm gegenüber, nehmen schon einiges an Platz ein. Natürlich ist das bei mir jetzt etwas, was ich nicht so bräuchte. Aber nachdem die „Hauptstory“ dann losging, fiel es bei mir dann nicht mehr ins Gewicht, dass ich mir das etwas kürzer erhofft hatte. Dafür sind die Faktoren Spannung und Atemlosigkeit viel zu ausgeprägt!
Was den Verlauf betrifft, war manches ein bisschen vorhersehbar, anderes hingegen absolut nicht, was in Summe zu einer gelungenen Mischung geführt hat.

Ich für meinen Teil habe ON:OFF innerhalb eines Tages verschlungen, es wird definitiv nicht mein letztes Buch dieser Autorin gewesen sein!