Rezension

Dauernder Trip

Das Licht
von T. C. Boyle

Bewertet mit 4 Sternen

Seit ich "Wassermusik" gelesen habe, bin ich ein großer Fan von T.C. Boyle. Seine Sprachkraft, sein Humor und seine immer wieder guten Geschichten haben mich zu jedem seiner Bücher greifen lassen.

Leider bin ich von diesem Werk etwas enttäuscht worden.

Das Buch beginnt wie eine Schmonzette von Rosamunde Pilcher. Der Chemiker Albert Hofmann arbeitet 1943 für die Arzneimittelfirma Sandoz und entdeckt durch Zufall ein Derivat der Lysergsäure, das er LSD 25 nennt und mit dem der die Psychotherapie zu revolutionieren hofft. Zur Seite steht ihm die junge Laborantin Susi, die natürlich in ihren Chef verliebt ist und ihn bei seinen Experimenten unterstützt.

Weiter geht es 1962, als der spätere "Drogenpapst" Timothy Leary in Harvard mit LSD zu forschen beginnt. Er sammelt einige Studenten um sich, die gemeinsame Sessions mit LSD veranstalten, zuerst noch mit streng wissenschaftlicher Absicht. Fitz, ein Doktorand der Psychologie, kommt mit seine Frau Joanie in diesen Kreis und sie erleben wundervolle Trips, aber auch schlimme Abstürze. Gemeinsam mit Leary ziehen sie nach Mexiko, doch schon dort beginnt sich das Blatt zu wenden. Leary lädt fremde Besucher zu den Sessions ein, er veranstaltet "Seminare" für zahlende Gäste, denn irgendwie muss das süße Leben ja finanziert werden. Als sie aus Mexiko hinausgeworfen werden, besorgt Leary eine große Villa in Millbrook/New Jersey. Die Jünger der ersten Stunde dürfen dort kostenlos wohnen und helfen mit, wenn Interessenten von überall her kommen und von Leary lernen wollen. Alle treibt die Sehnsucht nach dem "Licht", nach pseudoreligiösen Erfahrungen, das LSD heißt nur noch "Das Sakrament". Dass man nebenbei auch noch andere Drogen konsumiert, der freien Liebe huldigt und feste Beziehungen den Bach runtergehen - das gehört dazu. Irgendwann gerät Fitz in eine Abwärtsspirale, er verbrennt seine Doktorarbeit, seine Frau und sein Sohn verlassen ihn, wegen Alkoholmissbrauchs landet er für kurze Zeit im Gefängnis, doch er klammert sich immer noch an Tim und erhofft von ihm eine irgendwie geartete Erlösung. Doch die kann ihm niemand geben.

Wie immer überzeugt Boyle mit seinem differenzierten Stil, seiner hervorragenden Beobachtungsgabe und facettenreicher Detailverliebtheit. Er schildert die Charaktere stimmig, wobei Timothy Leary immer weiter in den Hintergrund tritt und der fiktive Fitz die Rolle der Hauptperson übernimmt.

Trotzdem hat mich das Buch nicht gepackt. Zu viele Wiederholungen, immer wieder neue Trips und Beziehungen, das hat mich irgendwann nur noch gelangweilt.

"Drop City" war erheblich unterhaltsamer!