Rezension

Daumen hoch für die Welt und Ideen, runter leider für Charaktere und Vorhersehbarkeit

Der dunkle Kuss der Sterne - Nina Blazon

Der dunkle Kuss der Sterne
von Nina Blazon

Inhalt
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Canda gehört zu der Oberschicht in der mächtigen Stadt Ghan. Sie ist seit klein auf ihrer großen Liebe Tian versprochen und steht kurz vor der Hochzeit. In der Stadt bekleiden alle wichtigen Ämter Zweiheiten, das sind von Klein an miteinander verbundene Seelen, denen gemeinsam Großes bestimmt ist. Doch dann geschieht das Unfassbare, Canda verliert über Nacht einer ihrer Gaben - ihren Glanz. Gleichzeitig verschwindet ihr Verlobter spurlos, er soll sich auf dem Staub gemacht haben heißt es. Candas Familie verstößt sie darauf in ein Heim für verbliebene Partner einer Zweiheit, die ohne ihren Partner dahinfristen. Allerdings will es Canda nicht darauf ankommen lassen und flieht. Ihr Weg führt sie in die Wüste, ihrem Liebsten hinterher und jeder Menge Gefahren entgegen...

Mein Eindruck
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Mir hat von Beginn an gefallen, wie durchgetüftelt die von Nina Blazon erschaffene Welt ist. Im Mittelpunkt steht die mächtige Wüstenstadt Ghan, die von Zweiheiten beherrscht wird, gesegnet mit reichen Gaben. Canda soll Teil einer solchen Zweiheit werden, mit Tian ihrem Liebsten. Vor der Hochzeit verschwindet einer ihrer Gaben, ihr Glanz. Auch ihr Verlobter ist wie vom Erdboden verschwunden und zerstört damit ihre Träume und stellt ihr Leben völlig auf den Kopf.

Mit der Zeit lernt man das System aus Gaben, Städtern und Wüstenbewohnern besser kennen. Nina Blazon hat hier viele faszinierende Ereignisse und Sagen geschaffen, eine Welt, in die man vollends eintauchen könnte. In meinem Fall leider nur "könnte". Meine Schwierigkeiten hatte ich besonders mit den Charakteren. Canda ist absolut naiv und weltfremd zu Beginn, immerhin hat sie einen ausgeprägten Überlebensinstinkt und findet sich mit ihrem Schicksal nicht ohne Weiteres ab. Auch wenn ich ihr Verhalten mochte, hat mich ihre Einstellung dazu permanent genervt. Natürlich nimmt sie alles nur auf sich, um ihren Liebesten zu retten, der ganz bestimmt nur zufällig und höchst unfreiwillig verschwunden ist. Na, sicher.

An ihrer Seite ist Amad, ein Sklave der mächtigsten Zweiheit aus Ghan, der sie in der Wüste am Leben halten soll. Es gibt einige witzige Dialoge und an und für sich mochte ich die Stimmung zwischen den beiden. Doch ihr Schicksal ist so vorgezeichnet und vorhersehbar, dass ich es nicht richtig genießen konnte. Bis zu einer gewissen Stelle war zwar noch alles offen und auch die Geschichte spannend, doch ab dann verlief sich das leider im Sand und konnte mich nicht mehr überraschen. Man hat sozusagen nur die entscheidenden fehlenden Puzzleteile gebraucht, dann war das Gesamtbild schon viel zu früh klar.
Hingegen die Geschichte über den Ursprung der Gaben fand ich spitze! Zu Schade, dass das Buch nicht einfach zu den Zeiten des Umbruchs damals gespielt hat. Candas Geschichte ist im Vergleich leider etwas blass und mir will sich noch immer nicht erschließen, weshalb gerade Canda, mal wieder diese Eine, die einzige Auserwählte von allen ist.

Fazit
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Für die Altersgruppe passend ist "Der dunkle Kuss der Sterne" sicher ein unterhaltsames und schönes Buch. Wenn man aber viel High Fantasy für Erwachsene liest, ist die Geschichte im - zugegebenermaßen unfairen - Vergleich leider enttäuschend. Die Ideen und die Welt sind fantastisch, die Charaktere selbst wandern leider ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch auf vorgezeichneten Pfaden. Es gibt zwar die ein oder andere interessante Wendung, alles in allem hatte ich mir aber mehr erhofft.