Rezension

David Hunter is back!!!

Totenfang - Simon Beckett

Totenfang
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

Um den forensischen Anthropologen David Hunter ist es ruhig geworden. Seit bei seinem letzten Einsatz ein Skandal ausgelöst wurde und 2 Polizisten starben, wurde er nicht mehr zu Einsätzen gerufen.
Da er nicht mehr an polizeilichen Mordermittlungen beteiligt war, wurde er auch an der Uni entbehrlich und er geht davon aus, dass sein demnächst auslaufender Vertrag nicht mehr verlängert wird.
Da klingelt eines Tages sein Telefon und er wird zu einem Einsatz gerufen.
Eine Wasserleiche soll geborgen werden und er wurde gebeten, dabei zu sein. Es gibt auch schon eine Vermutung, wer der Tote sein könnte. 
Leo Villiers, der 31 jährige Sohn eines in der Gegend wohlbekannten Mannes, ist vor ca. 6 Wochen das letzte Mal lebend gesehen worden. Vorher verschwand schon eine Frau, mit der er eine Affäre gehabt haben soll. Es wird allgemein angenommen, dass er die Frau umgebracht hat und sich anschließend selbst das Leben nahm.
Die Leiche, die schon sehr lange im Wasser gelegen hatte, wurde ohne Hände und Beine geborgen. Leos Vater bestätigt nach einem kurzen Blick auf den Toten, dass es sich um seinen Sohn handeln würde.

Die Polizisten würden den Fall gern schnell abschließen, denn es scheint alles klar zu sein. Nur Hunter hat so seine Bedenken. Die will aber niemand hören, seine Meinung wird geflissentlich überhört.
Nicht viel später wird ein einzelner Fuß im Wasser treibend aufgefunden und es ist klar, dass der Fuß nicht zum Körper der geborgenen Leiche passt.
Wer sind die Toten und warum tauchen sie jetzt auf? ...

Der Anthropologe David Hunter ist endlich wieder da und er hat es nicht verlernt, sich in einen Fall festzubeißen und nicht eher Ruhe zu geben, bis dieser gelöst ist.
In diesem Fall geht es um Wasserleichen, die lange Zeit im Wasser gelegen haben und deren Identifizierung dadurch erschwert wird. Sie waren massiv Ebbe und Flut ausgesetzt, was die Identifikation zusätzlich beeinflusste.

An eine einfache Klärung des Falls glaubt Hunter nicht, dazu scheint alles zu komplex zu sein.
Die Umstände bringen ihn zum Mann von Emma Darby, dessen Frau die Affäre mit Leo Villiers gehabt hatte. Ein zurückgezogener Mann, mürrisch und wortkarg. Seit dem Verschwinden seiner Frau hilft Emmas Schwester im Haus und bei der Versorgung seiner Tochter mit. Die beiden verhalten sich ablehnend und abweisend gegenüber Hunter, bieten ihm aber trotzdem unter Vorbehalt eine Unterkunft an.
Das kommt bei der Polizei gar nicht gut an.

Hunter ist ein Mensch, den der Ehrgeiz packt, wenn er seine Witterung aufgenommen hat. Die einfache und offensichtliche Lösung des Falls, wie die Polizei ihn gern hätte, stößt bei ihm auf. Er kann es förmlich spüren, dass etwas nicht stimmt. Viele kleine Details, die ihm auffallen, bringen ihn der Lösung nahe, aber er hat Probleme, diese den ermittelnden Beamten auch zu präsentieren.
Während diese darauf aus sind, ihn aus dem Fall herauszuhalten bzw. zu -drängen, geht er den Ursachen und seinen Ahnungen und Vermutungen auf den Grund.

Schon von Beginn an wird der Spannungsbogen gesetzt und immer weiter angezogen. Einmal angefangen, atmet man als Leser die 560 Seiten förmlich weg und kann nicht aufhören zu lesen. Man ist gefangen im Buch und wird erst mit den letzten Seiten von ihm befreit.

Sehr detailliert werden die verschiedenen Stufen einer Wasserleiche wiedergegeben und man weiß nicht, ob man fasziniert von dem Wissen des Autors sein soll oder ob man die Stellen lieber großzügig überlesen würde. 
Er ist nicht zimperlich in seinen Beschreibungen, was die Arbeit eines Forensikers angeht, aber das kennt man auch schon von den Vorgängern. 

Auch der inzwischen 5. Teil um den Anthropologen David Hunter besticht durch seine akribisch wiedergegebenen Details, einem sympathischen Protagonisten, den man auch mal privat erleben darf und einer spannenden Story, die den Leser nicht loslässt.
Für dieses Buch spreche ich eine klare Kauf- und Leseempfehlung aus.