Rezension

David Hunter ist ein ungewöhnlicher, vom Schicksal erheblich gebeutelter Forensiker, der mir schnell sehr sympathisch wurde und es bis zum Ende blieb

Die ewigen Toten - Simon Beckett

Die ewigen Toten
von Simon Beckett

Bewertet mit 5 Sternen

Simon Beckett, Die ewigen Toten, Wunderlich Verlag 2019, ISBN 978-3-8052-5002-3

 

Das vorliegende Buch ist der mittlerweile sechste Band der Thrillerreihe um den forensischen Anthropologen David Hunter. Man kann das Buch und die Geschichte seines Protagonisten ohne weiteres gut verstehen, auch wenn man, wie der Rezensent, die ersten Bände nicht gelesen hat, was ich im Nachhinein sehr bedaure.

 

Immer wieder vermittelt Simon Beckett in kleinen Rückblicken und einzelnen Hinweisen etwas von der Vergangenheit von Simon Hunter. Wie er seine Frau und seine kleine Tochter bei einem Verkehrsunfall verloren hat, wie er selbst mehrfach bei seinen Einsätzen nur knapp dem Tod entkommen ist und vor allen Dingen, wie eine psychisch gestörte wunderschöne Frau namens Grace Strachan ihn  beinahe mit einem Messer getötet hätte.

Hunter wohnt deshalb im neuen Buch nicht mehr in seiner alten Londoner Wohnung, sondern in einem exklusiven neuen Wohnblock, wo ihm ein Bekannter vorübergehend eine möblierte Wohnung vermittelt hat. Bei ihm wohnt seine neue Partnerin Rachel, eine Meeresbiologin. Mit ihr hofft er auf eine neue private Zukunft, die ihn die traumatische Vergangenheit vergessen lässt.

 

Nur so viel sei verraten: beide Frauen  werden in dem neuen Buch für Hunter nicht unwichtige Rollen spielen. Hunter arbeitet in seinem neuen Fall wieder mit den aus den früheren Büchern bekannten Polizisten zusammen und es wird sich herausstellen, dass die Lösung des neuen Falles nicht nur für alle eine lebensgefährliche Aufgabe wird, sondern auch für den Forensiker David Hunter eine echte professionelle Herausforderung darstellt.

 

In dem seit Jahren stillgelegten Krankenhaus St. Jude im Londoner Norden, das in Kürze abgerissen werden soll um dann wohl Luxuswohnungen zu weichen, wird auf dem zugestaubten Dachboden eine in eine Plastikfolie gewickelte mumifizierte Leiche gefunden.  Beim Versuch, diese wohl schon lange in St. Jude liegende Leiche zu bergen, bricht der Dachboden an einer Stelle ein, ein Kollege von Hunter stürzt ab und verletzt sich schwer. Bei der Rettung des Kollegen entdecken die Ermittler in einem rundum verschlossenen, weil zugemauerten Raum ohne Fenster zwei weitere Leichen.

 

Auf keinen  Plänen ist dieser Raum zu finden und die Identifizierung der Toten verläuft zunächst schleppend. In einem angrenzenden Wald trifft Hunter auf eine Frau, die ihn auf seltsame Weise anzieht, obwohl sie mit dem ganzen Fall nichts zu tun haben scheint.

 

Es ist für Hunter eine schwierige Ermittlung, zumal seine Partnerin Rachel für drei Monaten  in die Ägais zu einem Projekt geflogen ist und sie auf dem Boot, auf sie mit anderen  Wissenschaftlern arbeitet, kein WLAN hat. Und auch die Angst, dass Grace Strachan zurückkehren könnte, hat seine einsamen Träume im Griff.

 

Hunter sagt über sich: „Die meisten Menschen finden meinen Beruf vermutlich seltsam, geradezu makaber. Ich verbringen mehr Zeit mit den Toten als mit den Lebenden und untersuche Verwesung und Zerfall, um menschliche Überreste zu identifizieren.“

 

Mit einer großen Sachkenntnis und vielen Fachbegriffen beschreibt Simon Beckett  auch in seinem neuen Roman die nicht immer geruchsfreie Arbeit seiner Hauptperson. Doch er macht das so, dass der Leser keinen Abscheu oder Ekel empfindet, sondern zunehmendes Interesse gepaart mit einer ungewöhnlichen Spannung.

 

David Hunter ist ein ungewöhnlicher, vom Schicksal erheblich gebeutelter Forensiker, der mir schnell sehr sympathisch wurde und es bis zum Ende blieb. Das nächste Buch werde ich sicher nicht verpassen.