Rezension

David Nicholls - Drei auf Reisen

Drei auf Reisen - David Nicholls

Drei auf Reisen
von David Nicholls

"Ich habe das Gefühl, unsere Ehe ist am Ende, Douglas. Ich glaube, ich will dich verlassen", verkündet Connie eines Nachts ihrem darauf absolut unvorbereiteten Ehemann Douglas. Nach über zwanzig Jahren glücklicher Ehe sei der ideale Zeitpunkt für eine Trennung und einen Neuanfang gekommen - jetzt, wo auch ihr Sohn Albie bald ausziehe. Doch der letzten gemeinsamen, bereits geplanten Reise, der Grand Tour durch bedeutende Städte Europas - Paris, Amsterdam, München, Venedig, Florenz, Madrid, Barcelona -, soll laut Connie dennoch nichts im Wege stehen. Unterwegs erinnert sich Douglas an ihre zahlreichen Erlebnisse und an die verschiedenen Phasen ihrer Beziehung und hofft, seine Frau auf dieser Reise zurückzugewinnen und zugleich die Beziehung zu seinem Sohn vertiefen zu können - ein ambitioniertes Unterfangen, das trotz akribischer Planung unerwartete Wendungen nimmt.

Meine Meinung:

In dieser Geschichte, welche man als Leser aus der Ich-Erzählperspektive von Douglas erlebt, begleitet man diesen auf seiner Reise durch Europa, bei der er versucht seine Frau, die nach jahrelanger Ehe die Scheidung einreichen will und seinen Sohn, zu dem er keine wirkliche Beziehung aufbauen konnte, für sich zu gewinnen. Am Anfang hatte ich noch meine Zweifel, ob es mir nicht doch schwer fallen würde die Geschichte aus der Sicht eines Mannes mit zu verfolgen, aber diese Zweifel waren ganz unbegründet, denn Douglas und ich kamen sehr gut miteinander aus und das, obwohl Douglas ein etwas reservierter und konventioneller Mann ist. Allerdings konnte mich sein trockener Humor und seine sarkastische Art, die einen während des Lesens die ganze Zeit über begleiten, begeistern, so dass ich auch des Öfteren über einen von Douglas` Sprüchen schmunzeln musste.

Generell empfand ich Douglas als einen angenehmen Charakter, der zwar fest gefahren ist in seiner Erziehung und seinen Verhaltensweisen, aber für seine Frau und seinen Sohn versucht hat ein lockerer Mensch zu werden. Was wirklich lobenswert ist und nur verdeutlicht, wie sehr er die beiden liebt und dass er sie unter keinen Umständen verlieren will. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass Connie und Albie seine Bemühungen nicht zu schätzen wissen und sich gegen ihn verbünden, anstatt daran mitzuarbeiten, dass diese drei Menschen wieder als Familie funktionieren können. Deshalb tat mir Douglas an manchen Stellen doch leid, obwohl auch er nicht fehlerfrei ist, aber ich stand eindeutig mehr auf seiner Seite, wenn man überhaupt von irgendwelchen Fronten sprechen will, denn irgendwie konnte ich mit Connie einfach nicht auf denselben Nenner kommen. Ihr Verhalten war für mich teilweise nicht wirklich nachvollziehbar und auch die Idee mit der Reise hat für mich als Leser nicht wirklich dazu beigetragen, dass ich ihre Absichten und Intentionen besser verstehen konnte. Wer geht denn auf eine Reise, wenn er eigentlich vorhat sich scheiden zu lassen? Ihre flippige und künstlerische Art macht sie zum genauen Gegenteil von Douglas, deshalb fiel es mir auch recht schwer zu verstehen, wie eine solche Beziehung so lange aufrecht erhalten werden konnte. Beide stehen für unterschiedliche Werte und Normen ein, die sie versuchen an Albie weiter zu geben, dieser schlägt seinen Wesen nach aber eher nach Connie und hat so eine rebellische und leicht verzogene Art an sich, die am Anfang dieses Buches nicht wirklich sympathisch war. Erst im Verlauf der Geschichte ändert sich meine Meinung ihm gegenüber zum positiven, denn Albie springt über seinen Schatten und nähert sich Douglas an.

Besonders gelungen waren für mich die Rückblenden in die Vergangenheit von Douglas und Connie, wie sie sich kennen und lieben gelernt haben. Stellenweise empfand ich diese sogar interessanter als die hauptsächliche Geschichte, denn durch die Abstecher in die Vergangenheit wurden für mich einige Gründe für die Schwierigkeiten in der Ehe und in der Beziehung zu Albie näher beleuchtet und so auch verständlich gemacht. So konnte man nach und nach die einzelnen Szenen zu einer ganzen Geschichte verknüpfen, die das Fundament für die gegenwärtige Situation darstellt.

Abgerundet wurde diese Geschichte durch die Beschreibungen der einzelnen Städte, die sich zwar nur auf die üblichen Sehenswürdigkeiten beschränkt haben, allerdings einen Leser, der diese noch nicht besucht hat, einen guten ersten Eindruck dieser wunderschönen und historischen Städte auf literarischen Wege vermitteln konnten.

Zusammenfassend muss ich allerdings sagen, dass mich die Geschichte nicht vollständig überzeugen konnte, da ich anhand des Klappentextes eigentlich einen Handlungsverlauf erwartet habe, der sich mehr auf den Kampf von Douglas um seine Ehe mit Connie konzentriert und darauf, wie er diese wieder für sich gewinnen will, so dass sie wieder ein Paar und eine Familie sein können. Stattdessen hat sich der Fokus mehr auf die Suche nach Albie gelegt und so meine Erwartungen nicht wirklich erfüllt, denn ich habe mit einer richtigen Liebesgeschichte gerechnet und mich auch auf diese auch gefreut und stattdessen habe ich ein Buch über eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung erhalten. An sich hat mir der Inhalt dieses Buches ganz gut gefallen, aber es ist nicht das, was ich erwartet habe und was mir versprochen wurde, deshalb auch die leichte Enttäuschung über den Verlauf der Handlung.