Rezension

Davonlaufen ist vielleicht doch eine Lösung?

Helle Nächte am Meer - Sheila O'Flanagan

Helle Nächte am Meer
von Sheila O'Flanagan

Bewertet mit 4 Sternen

Von dem Buchtitel und –cover sollte man sich vielleicht nicht irreführen lassen. Während beides auf eine leichte Sommerlektüre am Meer hindeutet, hat die Geschichte doch sehr viel mehr Tiefgang und einen ernsten Hintergrund. Die Protagonistin Imogen flüchtet nämlich unter Abbruch aller Zelte und generalstabsmäßig vorbereitet aus einer unglücklichen Ehe mit einem Ekelpaket und totalen Kontrollfreak, in der sie ihr Selbstbewusstsein völlig verloren hat. Ihr Weg führt sie an einen Badeort an der französischen Atlantikküste, wo sie sich ein neues Leben aufbaut, allerdings auch in ständiger Furcht lebt, ihr Mann könne sie aufspüren.

Der Roman hat mich lange Zeit wirklich gepackt. Dafür sorgen sich abwechselnde Schilderungen aus Imogens neuem Leben mit wiederkehrenden Einschüben aus der Gedankenwelt ihres fast schon psychopathisch wirkenden* Mannes, der sich in der Tat auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen begibt, und Rückblenden in Imogens Kindheit und Jugend, also in eine Zeit, in der sie nie so recht verwurzelt war die Erklärung dafür ist, warum sie sich Geborgenheit von ihrem Mann versprach und es bei ihm aushielt. Allerdings empfand ich die Geschichte dann irgendwann doch als zu sehr in die Länge gezogen. Eine Straffung hätte ihr ganz gut getan, zumal an Handlung nicht wirklich viel und nichts ohnehin nicht schon Vorhersehbares geschieht. Gelungen ist die Darstellung von Imogens Entwicklung. Es wird beim Lesen fast schon spürbar, wie ihr Selbstbewusstsein allmählich zurückkehrt. Sehr schön fand ich auch die eine oder andere eingestreute Lebensweisheit, die Imogen von ihrer verstorbenen Mutter gelehrt bekommen hat.

Sehr empfehlenswert.