Definitiv kein Fachbuch
Ich muss sagen, dass ich das Buch gar nicht so schlecht fand, wie ich es bisher immer gehört habe. Es sind verständliche Ärgernisse von Leuten, die nicht in diesem System arbeiten und denen in vielen Bereichen der Einblick fehlt.
Natürlich gibt es in jedem Beruf ungeeignete Kräfte, und ich rege mich auch über die unmögliche Kassierin auf, die mürrisch hinter der Kasse steht, über den Handwerker, der etwas nicht so repariert, wie es sein sollte und über viele andere Berufsgruppen (oder deren vertreter) über die ich mich ärgere.
Da ist es verstänlich, dass man sich auch bei so einem Buch über das System Schule(und den unmittelbaren Ansprechpartner Lehrer) seinen Frust von der Seele schreibt.
Auch ich bin Lehrerin, und finde es interessant, dass sich Eltern ihre Wünsche nicht aussprechen "trauen". Ich finde jede (konstruktiv geäußerte) Kritik sehr wichtig und komme auch gut damit klar, wenn mich ein Kind nicht so gern mag wie den Lehrer / die Lehrerin davor. Ich habe viele Eltern eingeladen, sich den Unterricht bei mir anzusehen (wenn Interesse besteht, allerdings würde ich sie dann vorher um Anmeldung bitten, um noch einen zusätzlichen Tisch / Sessel in die Klasse zu stellen und um meinen Chef über schulfremde Personen im Haus in Kenntnis zu setzen).
Auch im Lehrberuf ist es so, wie überall im Leben: Dort wie vieles so läuft, wie es gewünscht wird, sagt keiner was dazu. Ich schreibe auch nicht stänig Briefe, weil ich freundlich bedient wurde, der Handwerker pünktlich da war, meine Versicherungsprämie richtig berechnet wurde, das Finanzamt meinen Antrag schnell bearbeitet hat usw. (das wird als selbstverständlich angesehen) und nur die nicht perfekten Leistungen kritisiert.
Hätte ich das Buch nicht gelesen, hätte ich nichts verpasst - aber so hat sich wenigstens mal eine Mutter ihre Sorgen von der Seele geschrieben und hilft dadurch anderen, die im System Schule als Elternteil sitzen. Hoffentlich nehmen sich viele Eltern ein Beispiel an dieser Mutter und kommen ihren Aufgaben ebenso gewissenhaft nach, wie es diese alleinerziehende Mutter (berufstätig!) vierer Kinder schafft - wenn sie das kann, dann können das doch auch alle.
Ich freue mich schon darauf, mehr ausgeschlafene Kinder, die gefrühstückt haben, deren Material vollständig im Unterricht verfügbar ist, die gefrühstückt haben und ausreichend (gesunde) Jause mit haben, die Hausaufgaben (pünktlich) abgeben zu unterrichten. :-)