Rezension

Definitv für Jüngere gedacht

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett
von Kady Cross

Bewertet mit 4 Sternen

Ende des 19. Jahrhundert: Die 15-jährige Finley ist Angestellte bei dem jungen Lord Felix, der sich gerne an seinem Dienstpersonal vergreift. Als Finley selbst Opfer wird, spürt sie eine dunkle Macht in sich aufwallen, die schon lange in ihr brodelt, und kann den Griffen des Lords entkommen. Auf der Flucht hat sie jedoch einen Unfall und wird von Duke Griffin gefunden...

Finley spürt schon lange zwei verschiedene Seiten in sich kämpfen. Ihre dunkle Seite macht sie unerklärlich aggressiv und verleiht ihr unglaubliche Kraft. Diese Energie kann sie sich nicht erklären. Nachdem sie fast zum Opfer der Gelüste ihres Lords wird, hat sie einen Verkehrsunfall, bei dem der Fahrer flüchtet. Duke Griffin hilft ihr und nimmt sie mit in sein Haus. Dort lernt Finley seine Freunde kennen, die ebenfalls Geheimnisse in sich tragen. Zu einem wäre da die junge Emily, die sich für Maschinen und experimentelle Medizin interessiert, Sam, der eigentlich schon tot sein müsste und heimlich was für Emily empfindet, Jasper, ein junger Amerikaner und Griffin selbst, der sich in die Ätherwelt begeben kann, wo er die Geister der Toten trifft. Auf der anderen Seite sind Jack Dandy, ein berühmter Gangster Londons, der Finley für sich erobern möchte und der Maschinist, der die Freunde mit seinen beinahe menschlichen Automaten besiegen will.

Griffins Tante Cordelia weiß um Finleys Geschichte und warum der Maschinist hinter Griffin und ihr her ist. Es ist eine Art Familiengeheimnis, der es um gefährliche Experimente und um die Entdeckung eines speziellen Wunderelements geht.

Es kommt zu einigen Kämpfen. Dabei muss jeder seine eigenen Stärken finden und lernen diese positiv einzusetzen, was besonders Finley sehr schwer fällt. Doch ihre neuen Bekannten verstehen sie und je länger ihre Freundschaft zusammenwächst, desto besser versteht das Mädchen ihre Begabung einzusetzen. So kommt es, dass sie ihre Freunde und sich selbst vor bösartigen Automaten retten muss. Vor allem nachdem die Wachsfigur von Königin Victoria und ihre Haarbürste aus Madame Toussauds kurz vor der großen Thronjubiläumsfeier gestohlen wird...

 

Der Erzähstil ist sehr liebevoll gewählt. Die Figuren sind sehr sympathisch, da man auch direkt ihre Fehler kennenlernt, die nur allzu menschlich sind. Die Autorin weiß auch, die düsteren Gestalten unheimlich darzustellen. Viele Details aus der Literatur und wissenschaftlichen Kenntnissen der Jahrhundertwende werden aufgegriffen, Mesmerismus, Spiritismus, technische Errungenschaften, Alchemie etc. Und manchmal schleicht sich auch ein modernes Gerät der Zukunft als blechernde Vorgängerversion auf lustige Weise ins Geschehen ein. Z. B. ein Telegrammgerät, mit dem man sich Nachrichten zuschicken kann oder ein Velo, das ein Urfahr des Mopeds sein könnte. Da diese Themen aber nur oberflächlich aufgegriffen werden und dabei nicht so sehr in die Tiefe gegangen wird und entsprechende Szenen nicht länger ausgeschmückt werden, ist das Buch eher für Jugendliche geeignet, die von diesem Themen noch nicht so viel gehört haben.

Am Ende gibt es einen Cliffhangar ins nächste Abenteuer.

Mir war die Erzählung sehr sympathisch, ich hätte mir detailliertere und längere Beschreibungen über die mystischen Aspekte in dem Buch gewünscht. Auch einige abenteuerliche Szenen waren sehr kurz, kaum war die Katastrophe da, war sie auch schon wieder aufgelöst und alle Wunden schon verheilt.

Ein interessanter Ausflug in die Welt des Steampunk.