Rezension

Dem ganzen Roman scheint der rote Faden zu fehlen

Bitterzart - Gabrielle Zevin

Bitterzart
von Gabrielle Zevin

Wir befinden uns im Jahr 2083, New York. Kaffee und Schokolade sind verboten worden. Papier und Wasser sind knapp und auch andere Güter werden streng rationiert. Familie Balanchine kontrolliert den illegalen Handel mit Schokolade in New York. Der Schwarzmarkt brummt und die Geschäfte könnten nicht besser laufen.

Doch die Eltern der sechszehnjährigen Anya Balanchine sind vor Jahren ermordet worden. Seitdem sorgt sie für ihre Geschwister und ihre kranke Großmutter. Sie tut alles für ihre kleine Familie und versucht sie von den illegalen Aktivitäten des Clans fernzuhalten. Als eine Lieferung mit vergifteter Schokolade in Umlauf kommt, an der Menschen sterben, steht Anya unter Verdacht. Und dann verliebt sie ausgerechnet in den Sohn des neuen Oberstaatsanwaltes…

Eine Welt ohne Papier und Schokolade – wie zur Hölle konnte das denn passieren? Und wer will in so einer Welt überhaupt leben? Das waren meine ersten Fragen als ich auf »Bitterzart« gestoßen bin. Leider suche ich auch nach der Lektüre von fast 550 Seiten noch immer nach einer Antwort. Sowohl die Gründe als auch die Ausmaße dieser Entwicklungen lassen sich allen falls erahnen. Und das hat meine Neugier ziemlich unbefriedigt zurückgelassen.

Dem ganzen Roman scheint der rote Faden zu fehlen. Es ist nicht klar, wie sich die Story entwickeln wird oder was den Leser im zweiten Teil erwartet. So las sich der erste Band viel mehr wie ein längerer Prolog, in dem man die Charaktere, ihre Vorgeschichte und ihre Beziehungen untereinander sehr gut kennenlernt. Hier punktet die Autorin bei mir aber, denn langweilig wird es zu keiner Zeit. Im Gegenteil, sie hat viel zu erzählen und zeichnet lebhafte Charaktere, in die mich gut hineinversetzen konnte.

Trotz der offensichtlichen Schwächen konnte mich die Autorin mit dem besonderen Reiz, den diese Geschichte ausmacht, an die Seiten fesseln. Obwohl kein grober Handlungsrahmen zu erkennen ist und die Geschichte nur einen geringen Spannungsbogen aufweist, habe ich das Leben der Balanchines sehr gerne verfolgt. So hoffe ich, dass wir im nächsten Band »Edelherb« – der übrigens bereits im Oktober erscheint – viel mehr von den Hintergründen erfahren. Dann könnte das Konzept »Mafia meets Romeo und Julia« tatsächlich aufgehen.