Rezension

Demontage der gehobenen Gesellschaft

Zusammenkunft -

Zusammenkunft
von Natasha Brown

Bewertet mit 4 Sternen

          Natasha Brown hat mit "Zusammenkunft" einen scharfzüngigen Roman über die Abgründe der gehobenen britischen Gesellschaft aus der Sicht einer schwarzen Frau geschrieben.
Die Erzählerin des Romans hat sich mit viel Fleiß und Mühe einen Platz in der gehobenen Gesellschaft erkämpft, allen Widrigkeiten, denen sie aufgrund ihrer Hautfarbe und ihres Geschlechts ausgesetzt war, zum Trotz. Nach einem Studium in Oxbridge arbeitet sie nun in der Londoner Hochfinanz. Sie hat einen Freund aus einer alten reichen Familie und steht kurz davor in ebendiese aufgenommen zu werden. Theoretisch ist das genau das, worauf sie und die Generationen vor ihr immer hingearbeitet haben. Dennoch ist sie in ihrem Leben, das ein endloser Kampf zu sein scheint, nicht glücklich.
Mit spitzer Feder und präziser Beobachtungsgabe schildert Natasha Brown sowohl die konstanten kleinen Aggressionen am Arbeitsplatz, erkaufte Diversität als Etikett, das Selbstverständnis der Familien mit Einfluss und altem Geld und das Erbe des Kolonialismus. Dieser Roman empört und regt zum Nachdenken an. Die Schilderungen sind sachlich und analytisch. Irritierend ist jedoch das völlige Fehlen jeglicher Emotionen. Weder Trauer, Wut, Enttäuschung noch Leidenschaft und Liebe scheinen im Leben und der Motivation der Hauptperson eine Rolle zu spielen. Dennoch ein großartiger Roman!