Rezension

Demontage der Wohltätigkeits-Lobby

Greenwash, Inc. - Karl Wolfgang Flender

Greenwash, Inc.
von Karl Wolfgang Flender

Bewertet mit 4 Sternen

Oh wie böse – dieser Gedanke manifestiert sich einem schon nach wenigen Seiten ins Gehirn und bleibt dort auch bis zum Schluss hängen. Mit „Greenwash Inc.“ ist Karl Wolfang Flenders ein bemerkenswerter Debüt-Roman gelungen: eine zynische, aber auch extrem gute Satire auf die Wohltätigkeitsindustrie, den Nachhaltigkeitstrend und den Bio-Wahn unserer Zeit. Gleichzeitig hinterfragt Flenders die zum Teil fragwürdigen Methoden der PR-Branche.

Protagonist Thomas Hessel ist ein unsympathischer Yuppie aus dem Bilderbuch: Er sieht immer gepflegt und gestylt aus, fährt ein französisches Retro-Rennrad, wetteifert mit Kollegen über sportliche Erfolge und nicht selten pusht er sich mit Koks oder beruhigt sich mit Tranquilizern. Angestellt ist Thomas bei der PR-Agentur Mars & Jung – spezialisiert auf globale Öko-PR und Krisenkommunikation. Thomas Hauptgeschäft sind sogenannte Hope Stories: Geschichten, die er für große Unternehmen in Dritte-Welt-Ländern inszeniert, um deren wohltätiges Engagement in den Medien zu platzieren. Dass es dabei nicht immer mit der Wahrheit zugeht, kann man sich denken.

Beim Lesen schwankt man permanent zwischen Schadenfreude und Entsetzen – so grotesk und bitterböse wird einerseits die Öko-Lobby zerlegt, so erschreckend ist es aber auch zu lesen, mit welcher Skrupellosigkeit Thomas Hessel vorgeht, um die Lügen zu produzieren, die der Konsument gerne hören möchte. Ein intelligenter, spannender Roman.