Rezension

Den Film fand ich deutlich besser...

Schiffbruch mit Tiger - Yann Martel

Schiffbruch mit Tiger
von Yann Martel

Bewertet mit 2.5 Sternen

Das Buch erzählt die Geschichte von Pi, einem 16-jährigen indischen Jungen, der als einziger Überlebender eines Schiffbruchs um sein Leben kämpft.
Genauer gesagt: als einziger menschlicher Überlebender, denn er teilt sich das kleine Rettungsboot mit einem ausgewachsenen Tiger - und das ist kein leichtes Unterfangen.
In den drei Teilen des Buches erfahren wir zunächst etwas über Pis Vergangenheit, über sein Leben in Indien, seine Familie und über den Zoo, den sein Vater leitet. Der Teil ist sehr ausführlich und kam mir stellenweise recht langatmig vor, so daß ich das Buch auch erst mal zur Seite gelegt habe. Es kam nicht so richtig große Lust auf, unbedingt weiterlesen zu wollen. Der Autor hat zwar einen schönen Schreibstil, aber ich finde, er hat die Angewohnheit, manche Dinge einfach zu lange und zu ausführlich zu erklären. Wichtig im ersten Abschnitt des Buches sind auch die vielen Erklärungen bzw. Erzählungen über Religionen und Pis Verwirrung darüber, welcher Religion er nun angehören möchte. Am Ende entscheidet er sich für mehrere gleichzeitig.
Dann kommt der zweite Teil, in dem es um den Schiffbruch und die Zeit auf dem Ozean geht. Pis Vater verkauft den Zoo bzw. alle Tiere und verlädt einen Großteil von ihnen auf ein großes Frachtschiff. Irgendwo mitten auf dem weiten Meer sinkt das Schiff und Pi kann sich gerade noch in ein Rettungsboot fallen lassen.
Es beginnt ein grausamer Überlebenskampf, der sich über 200 Tage hinziehen soll. Pi merkt nach einiger Zeit, daß er nicht alleine Zuflucht in dem Rettungsboot gefunden hat: einige Tiere, darunter auch der Tiger "Richard Parker", haben sich auch retten können. Doch für die meisten von ihnen ist das Überleben nur von kurzer Dauer. Die teils sehr ausführlichen, grausigen Beschreibungen des Sterbens und Tötens von div. Tieren (Schildkröten, Fische, etc.) haben mich sehr gestört. Ich mag Tiere sehr und will sowas nicht lesen (das hat nichts mit Realitätsverdrängung zu tun, ich kenne vielleicht sogar zu viel reale Beispiele, so daß ich während meines Hobbies einfach mal nichts davon wissen möchte).
Daß die Geschichte, die zunächst eher wie eine wahre Begebenheit erzählt wird, irgendwann ins Phantastische abdriftet, hat mich nicht wirklich gestört. Es war sogar ganz schön und unterhaltsam.
Im dritten und sehr kurzen Teil des Buches erzählt der inzwischen in Mexiko gestrandete Pi seine Geschichte zwei Vertretern des Frachtunternehmens. Diese halten nicht viel von seiner Erzählung, sie ist ihnen zu unglaubwürdig. Pi erzählt ihnen also kurzerhand noch eine ganz andere Version der Ereignisse und überläßt es der Phantasie der beiden Männer - und nicht zuletzt auch uns Lesern, was wir im Endeffekt nun glauben oder nicht glauben wollen.

Mein Fazit: Das, was der Klappentext verspricht ("...atemberaubend. Wahnsinnig komisch. Eine Geschichte, die sie an Gott glauben läßt. ..."), hat das Buch für mich persönlich in keinster Weise halten können. Ich habe an einigen Stellen geschmunzelt, aber nicht wirklich gelacht. Atmen konnte ich auch zu jeder Zeit sehr gut, sogar gähnen war durchaus öfters drin! An Gott (oder eine höhere göttliche Macht) glaubte ich auch schon vorher, doch wer das nicht tut, wird es auch nach dem Lesen wohl nicht tun.
Das Buch ist weder besonders gut, noch wirklich schlecht. Ich würde 2,5 von 5 Sternen vergeben.

Der Film dazu hat mir wesentlich besser gefallen. Die im Buch recht langatmigen oder ekligen Szenen wurden dort weggelassen bzw. stark verkürzt. Trotzdem bringt der Film die Bilder und Vorstellungen, die man beim Lesen hatte, super rüber.