Rezension

Den Leser erwarten emotionale Entwicklungs-und Findungsphasen der Charaktere.

Nur ein Tag
von Gayle Forman

Bewertet mit 4 Sternen

Gayle Formans "Nur ein Tag" ist der erste Band ihrer gleichnamigen Contemporary Young Adult Dilogie, die im FJB Verlag erschienen ist. Erst einmal muss ich die grandiose Covergestaltung des Verlages loben. Diese Dilogie-Covergestaltung ist ein Eyecatcher und die zusammenpassenden Cover, ergeben passend zum Inhalt, gemeinsam ein ganzes Herz, welches alleine in zwei Teile gespalten ist. Außerdem sind weitere zum Inhalt passende, zuckersüßen Details versteckt, wie zum Beispiel ein kleiner Eifelturm, das Wahrzeichen der Stadt der Liebe. Von Gayle Forman habe ich bereits ihr "If I Stay" verschlungen. Mit diesem dramatisch-gefühlvollen Roman konnte mich die Autorin voll und ganz von ihrem Können überzeugen und mit ihrer geballten Ladung an puren Emotionen hat sie mich bis heute nicht los gelassen.
 
In "If I Stay" hatte ich einen Taschentuch-Verschließ sondergleichen, in "Nur ein Tag" setzt Gayle Forman hingegen auf andere Gefühle und Emotionen. Sie setzt vorallem auf die Entwicklung und Findungsphasen ihrer Charaktere. Die Story ist wahnsinnig tiefgehend, extrem nahegehend und man muss sie definitiv erst einmal sacken lassen, durchatmen und sie dann verarbeiten. Gayle Formans Schreibstil quillt über vor lauter Emotionen, die auchauf den Leser übergehen. "Nur ein Tag" ist bis in die letzte Zeile sehr ergreifend, verletzlich, schmerzhaft und zugleich wunderschön. Eine einzige Lebenserfahrung. Denn der Leser darf von der ersten Seite an erleben, wie aus der naiven, schüchternden, ängstlichen, wohl behüteten, ja, beinahe langweiligen, braven Protagonistin eine kämpferische Rebellin wird, die ihre Wünsche, Träume und Ziele durchsetzen will und wird.
 
Die 18-jährige Allyson unternimmt mit ihrer besten Freundin eine dreiwöchige Europatour. Allerdings berührt sie diese Reihe nicht annähernd so, wie sie es erwartet hätte. Noch dazu ist die Reihe zu ihrem Lieblingszielort, Paris, ausgefallen. Kurz vor ihrer Rückkehr in die Staaten, lernt sie Willem kennen, einen Shakespeare-vergötternden, Schauspiel-liebenden Niederländer. Dieser schmiedet den Plan für einen Tag, Allysons letzten Tag in Europa, nach Paris zu reisen. Obwohl Allyson Willem gar nicht kennt, stimmt sie zu und verändert durch diese Entscheidung ihr gesamtes Leben.
 
Die Paris-Szenen sind wunderschön ausgefeilt. Mir haben auch die ganz besonderen, romantischen Momente zwischen Allyson und Willem gut gefallen, nur insgesamt sind es mir zu wenige gewesen. Gayle Forman hätte ruhig mehr in die Romantik-Kitsch-Kiste greifen können oder zumindest hatte ich das bei diesem Titel, Cover und Klappentext erwartet. Aber Gayle Forman macht die fehlende Romantik durch wundervolle Shakespeare-Momente wieder gut. Zumindest tröstet es ein bisschen. Shakespeare-Fans kommen hier nicht zu kurz. Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil dieser Dilogie.