Rezension

Dennoch ist „Die Untermieterin“ ein lustiges Lesevergnügen. Vielleicht macht ein weiterer Roman die in Deutschland bisher wenig bekannte Schriftstellerin noch bekannter

Die Untermieterin - Wioletta Greg

Die Untermieterin
von Wioletta Greg

Bewertet mit 5 Sternen

Wioletta Greg, Die Untermieterin, C.H. Beck 2019, ISBN 978-3-40674085-5

 

Wiolka heißt die junge Ich-Erzählerin im neuen Roman der seit 2006 in England lebenden polnischen Schriftstellerin Wioletta Greg. Ich vermute deshalb, dass in die Gestalt und die Erlebnisse ihrer Protagonistin etliche eigene Erfahrungen eingeflossen sind. Als Wiolka noch in ihrem Heimatdorf Hektary wohnte, bevor sie zum Studium wegging, hat sie Herrn Kamil getroffen, einen zehn Jahre älteren Ethnologen, der von Wiolkas Großvater zunächst gegen dessen  heftige Vorbehalte und Widerstände über polnische Folklore informiert wurde und sie eifrig aufschrieb.

 

Wiolka hat sich während der Aufenthalte von Herrn Kamil in ihrem Dorf heftig in ihn verliebt. Auch deswegen wählt sie als Ort für ihr Studium Tschenstochau, denn Herr Kamil wohnt dort.

 

Im Studentenwohnheim ist kein Platz mehr frei, deshalb kommt sie zunächst im barackenartige Arbeiterhotel „Wega“ unter. Dort fühlt sie sich nicht sehr wohl und verstrickt sich sehr schnell, was ihren fluchtartigen Auszug zur Folge hat.

Nachdem Wiolka auf der Straße der Oberin der Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Herzen Jesu begegnet ist, kann sie im Haus der Schwestern einziehen. Es stellt sich im Laufe des Buches heraus, dass die aus der NS-Zeit noch traumatisierte demente Oberin Wiolka mit ihrer Tochter verwechselt, die von den Nazis getötet wurde.

 

Als Wiolka dann eines Tages unverhofft am Klostertor auf Herrn Kamil, den sie vorher erfolglos gesucht hat in der Stadt, scheint sie an ihrem Ziel angekommen. Doch ob diese Beziehung eine Zukunft hat bleibt offen, genauso wie Wiolkas Zukunft. Während die viele Rückblicke Wiolkas in ihre Kindheit in Hektary und die Kriegsepisoden, die von dem Schicksal der Oberin und ihrer Tochter berichten, sehr stimmig erzählt sind, fällt der Roman in seiner Gegenwartsebene doch sprachlich etwas aus dem positiven Rahmen.

 

Dennoch ist „Die Untermieterin“ ein lustiges Lesevergnügen. Vielleicht macht ein weiterer Roman die in Deutschland bisher wenig bekannte Schriftstellerin noch bekannter.