Rezension

Depressionen mit Humor

Morgen ist leider auch noch ein Tag - Tobi Katze

Morgen ist leider auch noch ein Tag
von Tobi Katze

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Diagnose: Depression. Behandlung: mit Humor. 

Selbstironisch und sehr ehrlich erzählt Tobi Katze von seinem Leben mit der Depression. Nach der Diagnose seines Therapeuten ist er beinahe erleichtert. Endlich hat er einen Namen für das Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist: «Ich bin das einzige iPhone 5 in einer Welt voller Android-Telefone. Was allen hilft, passt nicht in meine Anschlüsse.» 
Die meiste Zeit schließt er sich in seiner Wohnung ein und spricht lieber mit der schmutzigen Wäsche als mit seinen Freunden. Abends übertönt er die Stille in ihm mit Partys, füllt die Leere, wo Gefühle sein sollten, mit Bier und pflanzt sich ein Dauergrinsen ins Gesicht, um ja nicht den Anschein zu erwecken, etwas wäre nicht in Ordnung. 
Das alles ist furchtbar. Und dann auch wieder furchtbar komisch. Aber spricht man so über Depression? 
Ja, genau so! 

Das Cover zeigt ein eher zerwühltes Bett. Wer schon einmal an Depressionen litt, versteht dieses Bild sehr gut. Es zeigt, wie schwer es sein kann, aufstehen zu wollen.

Zur Story:

Der Autor zeigt uns sehr bildhaft, wie es ist, mit Depressionen zu leben und wie diese einen aus dem Alltag ziehen kann und man auf einmal nicht mehr kann bzw können will. "Schafft man es überhaupt aufzustehen? Kann ich jetzt echt unter die Dusche? Schaffe ich es wirklich dort hin zu gehen? Ausstehen? Boar, das schaff ich nie... " Solche Gedankengänge sind mir persönlich sehr vertraut und ich habe mich in den "Selbstgesprächen" des Autors wieder erkannt. Ich sah mich, wie ich vor vielen Jahren an dem selben Punkt stand. Mir kamen an so vielen Stellen die Tränen! Das Gespräch mit der Familie, wobei diese doch sehr viel Verständnis aufgebracht haben, als er es erkärt hat. Sowas wünscht sich doch jeder! 

Depressionen sind ein Tabu-Thema! Sie werden als Modeerscheinung abgetan. Betroffene werden als faul und lustlos betitelt. Man soll gefälligst die Arschbacken zusammen kneifen. Das sagt sich leicht, wenn man nicht in der Situation oder dem Körper steckt. Es sollte viel mehr solcher Bücher von Betroffenen geben! Die Gesellschaft sollte außerdem viel mehr auf Betroffene eingehen und nicht Betroffene besser schulen und aufklären!

Ein Stern Abzug, weil es sich zwischendurch tatsächlich sehr gezogen hat und man nicht wusste, warum eigentlich... Dennoch eine klare Leseempfehlung!