Rezension

Der 2. Weltkrieg in der Eifel

Winterbienen - Norbert Scheuer

Winterbienen
von Norbert Scheuer

Bewertet mit 4 Sternen

#Winterbienen ist eins der 20 Bücher, welche auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019 stehen. Das Buch ist in Tagebuchform geschrieben und handelt vom letzten Kriegswinter in der Eifel. Es ist die Zeit von Januar 1944 bis Mai 1945. Egidius Arimond war Imker und lebte im Urfttal, in der Nähe von Kall. Der Ort liegt nicht weit von der Grenze zu Belgien entfernt. Das Tagebuch wird nicht täglich geführt, sondern immer mal wieder und das in guter Regelmäßigkeit. Zwischendurch kommen noch Auszüge dazu, die von Ambrosius, einem Mitglied des Benediktinerordens handeln.

 

Egidius ist Epileptiker und das war zur damaligen Zeit ein Todesurteil. Hätte die Nazis ihn entdeckt, wäre er ermordet worden. So versuchte er, die Anfälle mit Medikamenten zu unterdrücken. Das gelang ihm auch anfangs, bis der Apotheker ihm die Hilfe versagte. Er wurde zwar Zwangssterilisiert, aber die großen Anfälle bekam er zum Glück nicht im Beisein eines Nazis. Trotz seiner schweren Erkrankung war Egidius kein Kostverächter und hatte mit einigen Frauen des Dorfes ein Verhältnis.

 

Der Leser erfährt viel über Bienen und deren vielfältige Aufgaben in einem Stock. Gleichzeitig erklärt der Autor, wie mit der Hilfe dieser kleinen Tiere, Flüchtlinge zur belgischen Grenze geschafft werden konnten. Ein gefährliches Unterfangen, welches Egidius Arimond bis heute einen Platz im Gedächtnis der Geretteten brachte. Leider war ihm der Dank dieser Menschen nicht mehr vergönnt, da er kurz nach der Kapitulation mit seinem Pferdewagen über eine Mine fuhr.

 

#Winterbienen lässt sich gut lesen, die Sprache ist einfach und so gehalten, als hätte Egidius tatsächlich selbst geschrieben. Die Lage der Flüchtlinge und auch jene der Einwohner von Kall sind eindrücklich beschrieben. Im Buch befinden sich Zeichnungen der Bomber, die damals über die Eifel hinwegflogen. Am Ende schreibt der Autor wie er zum Schreiben des Buches kam und es gibt ebenfalls ein Glossar, in dem Erklärungen zu Fremdwörtern stehen. Mir gefiel das Buch besonders gut, da ich die Gegend kenne und mir die Schauplätze sehr gut vorstellen konnte.