Rezension

Der absolute Geschmack

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens - J. Ryan Stradal

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens
von J. Ryan Stradal

Bewertet mit 3.5 Sternen

~~Eva Thorwalds erste Lebenswochen sind von Katastrophen überschattet, auch wenn sie selbst nichts davon ahnt. Ihre Mutter verlässt das Neugeborene und ihren Mann Lars, weil sie sich ein anderes Leben erhoffte. Ihr Vater stirbt nur wenige Wochen später an einem Herzinfarkt. Eva wächst bei Onkel und Tante auf, liebevoll aufgenommen, ahnt sie nicht, dass sie nicht das leibliche Kind der Eltern ist.
Zwar ist Eva die Hauptperson dieses Buches, aber sie ist nicht immer präsent. Nachdem wir in den ersten Kapiteln Eva schlimme Schulzeit und ihre beginnende Leidenschaft für Geschmack, Gerüche und alles was mit Kochen zu tun hat, miterlebt haben, wendet sich die Geschichte anderen Menschen zu.
Vielleicht passt der Vergleich mit einem Baum, Eva bleibt der Stamm, während der Autor kleinere Äste, Zweige und Blätter erkundet. Aber alles ist mit dem Baum, mit Eva, verbunden. Eva bleibt so immer präsent, auch wenn wir sie oft aus anderen Blickwinkeln sehen.
Die Geschichte ist vielschichtig, der Autor ein Erzähler, der ganz in die Rollen seiner Protagonisten schlüpft und darin aufgeht. Man muss sich auf dieses überbordende Erzählen einlassen, nicht nach einer stringenten Handlung suchen, nur dann kann man das Buch mit allen Sinnen genießen.
Ich weiß nicht, ob es mir ganz gelungen ist. Mir hat der Stil, die Sprache und die Idee des Handlungsgerüsts gefallen, trotzdem hatte ich immer das Gefühl: mir fehlt hier etwas, ohne das ich es genau benennen könnte.

Das offene Ende dagegen hat mir gefallen, so bleibt noch Platz für das Weiterspinnen der Geschichte.

Das typische Diogenes Cover ist ein gelungen und passt wunderbar zum Buch.