Der äußere Schein kann trügen.
Bewertet mit 3 Sternen
Ann Laing gibt einer alten Legende mit „A Song to drown Rivers“ ein neues Gewand und erweckt die Geschichte rund um das junge Mädchen Xishi zum neuen Leben.
Aufgewachsen ist Xishi im ärmlichen, vom Krieg zerrütten Yue, einem Staat im damaligen China. Als eines Tages Fanil, der Minister von Yues König Goujian in ihr Dorf kommt, ändert sich ihr Leben schlagartig.
Es wurde ein Plan geschmiedet, dass sie durch ihre übernatürliche Schönheit den feindlichen König Fuchai ablenkt und schwächt, so dass Yue sich gegen das feindliche Königreich zur Wehr setzen kann.
Was als allererstes bei diesem Buch auffällt, ist die unglaublich stimmige Covergestaltung, welche es in der Erstauflage mit einem aktuell so begehrten farbigen Buchschnitt gibt. Das macht dieses Buch natürlich zu einem Blickfang in jedem Regal!
Durch die poetische Sprache, welche sehr gut das Setting der Geschichte aufnimmt, entstehen eindrückliche Bilder. Es ist ein leichtes in die Erzählung abzutauschen und ihr zu folgen.
Dabei scheut die Autorin nicht davor zurück immer wieder zu moralisieren, wenn es um Krieg und dessen Folgen für beide Seiten geht. Das lässt sie allerdings so geschickt einfließen, dass es den Lesefluss niemals stört.
Leider gab es einige Kritikpunkte für mich an diesem Buch.
Zunächst einmal fand ich, dass die meisten Figuren, allen voran die Protagonistin Xishi, leider sehr schablonenhafte Charaktere sind, ohne Tiefgang oder Entwicklungspotenzial neben ihren fest definierten Rollen.
Auch geht Frau Laing nicht genauer auf die Gebräuche oder den eigentlichen Palastalltag genauer ein. Viele Nebenfiguren werden nur einmalig erwähnt, bekommen aber selbst überhaupt keine Chance das Buch zu bereichern. So verschenkt sie sehr viel Potenzial die Geschichte weiter auszuschmücken und ihr einen verständlicheren Rahmen zu geben.
Am meisten hat mich allerdings folgender Aspekt gestört:
„A Song to drown Rivers“ wirbt damit, dass es eine feministische Neuinterpretation einer alten Legende ist. Meiner Meinung nach ist das allerdings nicht der Fall. Die Protagonistin ordnet sich deutlich in das vorherrschende patriarchale System unter. Die tragisch sehnsuchtsvolle Liebesgeschichte rund um Xishi spielt sich dabei immer wieder in den Vordergrund, lässt sie allerdings wenig eigenständig wirken. Eher wie die Jungfer in Nöten, die immer auf die Rettung durch ihren strahlenden Helden wartet. So bleibt sie bis zum Ende ein Spielball der Männer in ihrem Leben.
Für mich blieb „A Song to drown Rivers“ hinter den Erwartungen zurück. Wer hier Tiefgang oder gar eine überraschende Neuinterpretation sucht, ist hier falsch. Was nicht bedeutet, dass es ein schlechtes Buch ist. Es ist eine leichte Liebesgeschichte, eingebettet in einer Legende aus alten Zeiten. Mehr leider auch nicht.